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Dicke Mitgift für Ehe mit Chrysler

■ Gewinn verdoppelt: Der Stuttgarter Daimler-Benz-Konzern zeigt sich in seiner letzten Halbjahresbilanz vor der geplanten Megafusion mit dem US-Autobauer gut gerüstet

Berlin (taz) – Jürgen Schrempp atmete tief durch, bevor er am gestrigen Donnerstag die Halbjahresbilanz für den Daimler-Benz- Konzern aufsagte. Er hat es geschafft, die positive Tendenz bestätigt. Mit ihm als Vorstandsvorsitzendem gibt es wieder schwarze Zahlen. Und was für welche: Wenige Wochen vor der geplanten Fusion mit dem US-Hersteller Chrysler kann Daimler-Benz endlich mit einem echten Rekordergebnis aufwarten. „Das verbessert die Ausgangsbasis für die noch ausstehenden Verhandlungen“, bestätigte Ulrich Bochum von der Berliner Forschungsgemeinschaft für Außenhandel, Strukturwandel und Technologie (FAST).

Eine zweite Nachricht dürfte Schrempp, der sich nach der Einschätzung von Analysten in Gedanken längst an der Spitze der neuen Daimler-Chrysler AG befindet, ebenso beruhigt haben: Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel, das wegen angeblicher Insidergeschäfte mit Daimler- Optionen an der Terminbörse ermittelt hatte, gab Entwarnung. „Keine Anzeichen für illegale Aktionen“, hieß es.

Vor allem wegen des boomenden Automarkt steigerte der Stuttgarter Konzern den Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um glatte 21 Prozent auf 67,7 Milliarden Mark und verdoppelte den operativen Gewinn sogar von 1,85 auf 3,76 Milliarden Mark. Damit stellte er in den ersten sechs Monaten diesen Jahres beinahe schon den bisherigen Rekord von 3,8 Milliarden Mark für – das Gesamtjahr – 1991 ein. Rund 500 Millionen Mark stammen allerdings aus dem Verkauf der Halbleitersparte, Anteilstauschen sowie von Immobilien und sind damit Einmalerträge. Aber auch wenn sich der Trend in der zweiten Jahreshälfte nicht ganz so rasant fortsetzen sollte, rechnet Schrempp mit einem Umsatz von rund 140 Milliarden Mark für das gesamte Geschäftsjahr 1998.

Damit würde Daimler-Benz alleine schon den bisher in der Weltrangliste der größten Autohersteller vor ihm auf dem dritten Platz liegenden japanischen Toyota- Konzern, abhängen, der in diesem Jahr wegen der andauernden Asienkrise nicht mithalten können wird. Und von der Fusion mit Chrysler, die den neuen Konzern mindestens auf Rang drei heben sollte, erwartet Daimler-Finanzchef Manfred Gentz ein noch höheres Wachstum als es beiden Unternehmen alleine möglich wäre.

Über die genauen Details zum Zusammengehen schwiegen sich die Daimler-Oberen aber noch aus, sie sollen in der kommenden Woche bekannt gegeben werden. Bislang, so Gentz, sei nicht einmal ausgerechnet, was das so schnell durchgezogene Fusionsprojekt letztlich kosten wird.

Entsprechend unklar ist, wie sich die Zahl der Beschäftigten entwickelt. Daß beispielsweise die 5.000 Arbeitsplätze, die alleine Daimler-Benz im laufenden Geschäftsjahr neu schaffen will, langfristig Bestand haben, müsse man, so FAST-Experte Bochum, aber „mit einem dicken Fragezeichen versehen“. Und das nicht nur wegen der Synergieeffekte und zu erwartenden Konjunkturschwankungen. Im Zehnjahresvergleich der Daimler-Kennzahlen, der die Entwicklungen des Konzerns „etwas unaufgeregter“ nachzeichne als der ausschließliche Blick auf die Vorjahreswerte, werde deutlich, daß der Personalaufwand – die Personalkosten in Relation zum Umsatz auf einen Tiefpunkt gesunken sei. Beate Willms

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