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Der Präsident als Video-Star

Bill Clinton wird im Weißen Haus von Sonderanwalt Kenneth Starr verhört werden. Seine Aussage zu Monica Lewinsky wird auf Video aufgenommen  ■ Aus Washington Peter Tautfest

Seinen Urlaub wird er verschieben und die Pläne für seine Geburtstagsparty ändern müssen. US-Präsident Bill Clinton, der ursprünglich am 15. August nach Martha's Vineyard an der Atlantikküste zu einem zweiwöchigen Strandurlaub hatte aufbrechen wollen, wird statt dessen am 17. August, zwei Tage vor seinem 52. Geburtstag, im Weißen Haus vor einer Videokamera dem Sonderermittler Kenneth Starr über sein Verhältnis mit der damaligen Praktikantin Monica Lewinsky Rede und Antwort stehen.

Das ist in gewisser Weise ein Erfolg Clintons, dem am 17. Juli eine Vorladung zu einer staatsanwaltlichen Vernehmung zugestellt worden war. Im Gegenzug für Clintons Aussagebereitschaft hat Kenneth Starr die Vorladung zurückgezogen.

Beide Seiten, Starr und Clinton, bewegten sich dabei auf dünnem Eis. Verfassungsrechtlich ist nicht ausgemacht, daß ein amtierender Präsident vorgeladen werden kann. Bisher haben Präsidenten zwar vor Geschworenen ausgesagt, nie jedoch als Beschuldigte. Andererseits war – Verfassung hin, Verfassung her – nicht klar, welche politischen Folgen eine Weigerung Clintons gehabt hätte.

Das Timing ist auch noch anderem Grunde interessant. Klar ist, daß Kenneth Starr seinen Bericht nicht vor den Parlamentsferien am 7. August fertigstellen wird. Er wird ihn wahrscheinlich erst im Herbst, also unmittelbar vor den Kongreßwahlen im November, vorlegen, womit er dem Repräsentantenhaus eine Bombe schickt. Was werden die Abgeordneten mit einem solchen wahrscheinlich mehrtausendseitigen Bericht anfangen?

Gefährlich ist er für Demokraten und Republikaner gleichermaßen. Republikaner geben schon heute die Marschrichtung aus: „Im Herbst wird mit den legislativen Erfolgen nicht mit der Skandalgeschichte des Präsidenten Wahlkampf gemacht“, so der Vorsitzende Newt Gingrich. Doch sollten wirklich peinliche Dinge im Bericht stehen und schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten erhoben werden, würden sich die Demokraten wohl winden und wenden, denn deren Wahlchancen stehen und fallen zur Zeit mit dem Schicksal ihres populären Präsidenten.

Was kann die Vernehmung Clintons zutage fördern? Clinton hat öffentlich und – im Falle seiner Vernehmung im Zusammenhang mit der Zivilklage von Paula Jones – unter Eid ausgesagt, daß er nie ein Verhältnis mit Monica Lewinsky hatte und daß er nie jemanden dazu aufgefordert habe zu lügen. Von Lewinsky aber, die sich diese Woche bereit erklärt hat, vor Kenneth Starrs Jury auszusagen, heißt es, sie werde gestehen, ein Verhältnis mit dem Präsidenten gehabt und mit ihm darüber beraten zu haben, wie man es verheimlicht – eigentlich etwas bei Seitensprüngen ziemlich Normales.

In der Washingtoner Zeitung Washington Post tauchte sogar wieder das ominöse Kleid auf, von dem vor Monaten schon die Rede war, ein Kleid im Besitz von Monica Lewinsky, auf dem der Präsident Spuren hinterlassen haben soll, die einer DNA-Analyse unterworfen werden könnten. Lewinsky jedenfalls hat zugesagt, dem Sonderermittler Starr auch physische Beweisstücke zu übergeben, zu denen außer besagtem Kleid auch Clintons Stimme auf ihrem Anrufbeantworter gehört.

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