: Dicke Luft um abgasfreie BVG-Busse
■ BVG will in den nächsten Jahren ihre 1.500 Omnibusse auf den abgasfreien Antrieb durch elektrische Brennstoffzellen umrüsten. Umweltbundesamt sieht negative Ökobilanz, Umweltsenator favorisiert schneller
Stinker haben keine Zukunft: Die BVG will ihre gesamte Busflotte in den nächsten Jahren von Dieselmotoren auf abgasfreien Antrieb umstellen. Bis zum Jahr 2020 sollen alle 1.500 BVG-Busse nicht mehr von einem Verbrennungsmotor, sondern von einer Brennstoffzelle angetrieben werden. Das sagte der Leiter der Abteilung Technik Omnibus bei der BVG, Burkhard Eberwein, der taz. Von der Umweltverwaltung kommt indes Kritik an dieser Strategie: Sie favorisiert den Umstieg der BVG auf Erdgas-Busse.
Zur Reduzierung der krebserregenden Rußpartikel aus den Auspufftöpfen der Busse testet die BVG an 15 Fahrzeugen derzeit den neuen „CRT-Filter“. Doch für die mittelfristige Zukunft plant Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen die Einführung einer gänzlich neuen Technik. Derzeit fährt als EU-Pilotprojekt ein „Hybrid-Bus“ mit kombiniertem Diesel-Elektro-Antrieb teilweise abgasfrei durch Berlin. Die BVG hat 30 weitere dieser Busse zum Preis von jeweils etwa einer halben Million Mark ausgeschrieben, um so den Einstieg in den abgasfreien Antrieb zu erreichen.
„Die Hybrid-Technik ist unsere Vorbereitung auf die Brennstoffzelle“, sagt Eberwein. Ende nächsten Jahres soll der erste Bus mit dieser Technik fahren, ab 2005 sollen die Wagen in Serie gekauft und bis etwa 2020 soll die gesamte Flotte auf den Antrieb umgestellt werden. Der Vorteil der Brennstoffzelle: Durch eine chemische Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff entsteht Strom, der den Motor antreibt. An Abfallprodukten fällt am Motor nur destilliertes Wasser an. „Wir sind der Überzeugung, daß der Brennstoffzelle die Zukunft gehört“, so Eberwein.
Die Umweltverwaltung ist da ganz anderer Meinung. „Die Technik ist bei den Schadstoffen ein bißchen besser, aber dafür exorbitant teuer“, kritisiert Hermann Blümel von der Umweltverwaltung. Nach einer Studie des „Büros für Technikfolgenabschätzung“ (TAB) des Bundestags müßten die Kosten der Brennstoffzellentechnik um mehr als 90 Prozent reduziert werden, um konkurrenzfähig zu sein. Auch die Umwelt- und Energiebilanzen für den Betrieb der Brennstoffzellen im Verkehr „sehen nicht gut aus“, meint Blümel. Eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) vom Herbst 1997 lehnt die Anwendung der Brennstoffzelle aus ökologischen Gründen ab. Es sei effektiver, so das UBA, Erdgas als Antrieb zu verwenden.
Dafür plädiert auch die Umweltverwaltung. Die Erdgastechnik sei bereits ausgereift, argumentiert Blümel. Er verweist auf Hannover oder Saarbrücken, wo die Busse auf Gas umgerüstet werden. Die BVG betreibe eine „Verhinderungsstrategie“. Es sei zweifelhaft, ob das Unternehmen seine Flotte überhaupt bis 2020 umrüsten könne.
Doch den Versuch mit gasbetriebenen Bussen hat die BVG schon hinter sich – mit schlechten Erfahrungen. „Das ist zu teuer, weil man ein eigenes Tankstellennetz bräuchte und die Motoren nicht so leistungsfähig sind wie nötig“, meint Burkhard Eberwein. Auch ein Angebot der Gasag, den Preis zu senken, läßt ihn kalt: „Nach den jetzigen Bestimmungen läuft die Steuerbegünstigung für Erdgas im Jahr 2001 aus, dann wird Gas wesentlich teurer.“ Bernhard Pötter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen