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Pischetsrieder zeigt Piäch die kalte Schulter

■ BMW hält nichts von Zusammenschluß mit VW und will Luxus-Nischenanbieter bleiben

München (rtr/taz) – Die Gerüchte um eine Übernahme von BMW durch VW oder eine Fusion der beiden, die VW-Chef Ferdinand Piäch in der vergangenen Woche angeheizt hat, lassen die Münchener Autobauer kalt. Einen „Giganten“ am europäischen Automarkt könnte man bilden, wenn man zusammenrücke, ja sich gegenseitig verflechte, hatte Piäch in einem Zeitungsinterview laut nachgedacht. Sein Konzern sei bestens geeignet, allein zu marschieren, winkte BMW-Chef Bernd Pischetsrieder jedoch in der Financial Times ab. Ein BMW-Manager formulierte es so: „Wo soll es denn da große Synergien geben?“ Daß die feinen Münchener, die sich als „Nischenanbieter“ von schnellen, sportlichen Fahrzeugen gehobenen Stils wohlfühlen, wenig Lust haben, mit dem „gemeinen“ Massenanbieter von Volkswagen zusammenzugehen, verwundert kaum. Pischetsrieders Credo lautet: „Größe ist keine Garantie für Stärke und Vernunft.“ Dabei ist BMW mit seinem gut 60 Milliarden Mark Umsatz sicher kein Kleiner im Autogeschäft – wenn auch nur gut halb so groß wie VW. Die These, daß es weltweit in wenigen Jahren nur noch vier, fünf große unabhängige Autokonzerne geben werde, teilt Pischetsrieder nicht. Er geht von einem baldigen Ende der „Fusionsmanie“ in der Autobranche aus. Eine Einschätzung, die auch von Branchenanalysten geteilt wird. Sie erwarten ein Abflauen des Autobooms ab 2000. Dabei werde VW stärker betroffen sein als BMW. Eine offene Flanke hat BMW allerdings: Die Quandt- Familie hält als dominierender Großaktionär knapp unter 50 Prozent des BMW-Kapitals. Sollte VW sich am BMW-Management vorbei mit der Quandt-Familie verständigen, könnte Piäch doch ans Ziel seiner Träume kommen. Das Modell, das ihm dabei vorschwebt, ist eine Überkreuzbeteiligung wie bei den Versicherungen Allianz und Münchener Rück.

Mit seinem Vorstoß wolle Piäch doch nur von seiner Niederlage bei Rolls-Royce ablenken, heißt es bei BMW. Die Münchener, obwohl im Rennen um Rolls-Royce Motor Cars unterlegen, hatten VW in der vergangenen Woche dazu gezwungen, ab 2003 auf die Marke Rolls- Royce zu verzichten und sich auf Bentley zu beschränken. Dabei hatten sie ihre zwei Trümpfe – die Rechte am Namen „Rolls-Royce“ sowie die Tatsache, daß BMW seit Jahren Rolls-Royce-Motoren produziert – voll ausgespielt.

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