: Flüchtlinge vor Italien gerettet
■ Weitere Unruhen in Auffanglagern
Agrigento/Rom (dpa) – Die italienische Küstenwache hat gestern alle 92 Insassen eines Flüchtlingsbootes auf dem Mittelmeer gerettet. Die Mannschaft habe nach Angaben der Behörden selbst ein Leck in das Schiff geschlagen, nachdem sie 45 Seemeilen vor der Insel Lampedusa entdeckt worden sei. Sie wollte dadurch verhindern, daß sie von der Küstenwache zur Umkehr gezwungen wird. Die meisten Menschen auf dem Schiff seien aus Marokko und Sierra Leone. Sie wurden in ein Auffanglager nach Lampedusa gebracht. Am Samstag war nach einer Flüchtlingsrevolte ein junger Nordafrikaner in einem Krankenhaus auf Sizilien gestorben. Er habe zuvor in seiner Gefängniszelle über Übelkeit geklagt. Auch am Wochenende kam es in zwei Lagern auf Sizilien im Zuge von Ausbruchsversuchen zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Flüchtlingen. Es gab mehrere Verletzte. 40 Einwanderer entkamen einer bewachten Notunterkunft in Syrakus, wurden aber wieder gefaßt. Allein in Juli sind rund 3.000 Flüchtlige über das Mittelmeer nach Italien gekommen. Die Regierung in Rom kündigte schärfere Kontrollen an, um die Zahl der Flüchtlinge einzudämmen. Zugleich sollen Einwanderer eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen, wenn sie einen Job haben und vor Inkrafttreten des neuen Ausländergesetzes im März im Land waren. „Um weiterhin für Einwanderer offen zu bleiben, muß Italien eine klare Trennungslinie zwischen regulären und illegalen Immigranten ziehen“, sagte Ministerpräsident Romano Prodi.
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