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■ NachschlagThe first dead is dead – William-S.- Burroughs-Nacht im Ex 'n Pop

„Echt? Ins Ex 'n Pop zu einer Burroughs Night? – Na ja, eigentlich find' ich das ja in Ordnung. Mal was anderes als immer gleich das Tacheles oder in Mitte oder SO36“, sagt der Mann, der Taxi fährt, und ich gebe ihm recht. William B. ist ein Jahr lang tot. Braucht er deswegen schon einen Nekrolog?

Gerade er. Für ganze Schriftstellergenerationen ein Vorbild dessen, was man menschlich kaum verkraften kann. Frau erschossen. Ausgebürgert. Und auf Rauschmitteln, die gerade die schärfsten sind. Den Großteil seiner vierundachtzig Sommer hat der Drogengenießer Burroughs bewußt im Ausnahmezustand verbracht. Den leicht pensionären Rest seines Lebens verbrachte er in diversen Cameo-Auftritten von Indie-Filmen und CD-Sessions (Laurie Anderson, Tom Waits, Gus van Sant etc.) Ansonsten kultivierte er die Leidenschaften des klassischen Amerikaners: Schießen, Whiskey, Krawatte und Hut. Die Stimme, eine Melange aus Gebet und Zynismus, tat ein übriges. Der Punkie (der einzige im ganzen Laden) neben mir: „Was hast du den für dein letztes H bezahlt?“ „Was für 'n H?“ „Na ja, zum Reinziehn halt.“ „'n Hunni.“

Ohne was reingezogen zu haben, stellt sich die Frage: Diese William Seward Burroughs (1914–1997) gewidmete Nacht mit einem Fernseher am Rande, ab- und angeschnittenen Diaprojektionen, deutschen und schwarzamerikanischen Menschen, seine sozial- paranoiden Botschaften deklamierend, die sich letztlich in klassisch geformten Blue Notes auflöste: war das jetzt Willi oder Burroughs?

Den Stirnlocken und Kettenkleidern und den den Boden tangierenden Mänteln nach war es eindeutig Bruce Willis. Die geballte Zivilisationsverweigerung hat eben ihre etablierten Fans. Wer möchte sich für Literatur auch schon umbringen wollen? Richard Stradner

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