: Candy Kino
■ Noch sieben Wochen bis zur Eröffnung: „Filmfest ist nicht Niveacrème“ – oder doch?
Ein junges Paar düst im Fahrstuhl einer heißen Liebesnacht entgegen – soll das Publikum glauben. Aber dann, oh Wunder, öffnen sich in jedem Stock die Türen in einen vollbesetzten Kinosaal. So will Regisseur Burkhard von Schassen Hamburger Kinogänger auf das Filmfest im September heiß machen. Organisator Josef Wutz bleibt, zumindest in dieser Hinsicht, beim Altbewährten: Zum dritten Mal hat von Schassen im Team mit Produzent Ullrich Müller den Auftrag, das heterogene Produkt Filmfest Hamburg zu verkaufen.
Das ist nicht so einfach, weiß auch Wutz: „Filmfest ist nicht Niveacrème.“ Stimmt. Aber wenigstens bei den Schauspielern lehnt man sich ein bißchen weiter aus dem Fenster: Junge Talente seien besetzt worden. Hauptdarstellerin Alexa Sommer macht „so Workshops“, versucht sich „das so anzueignen“ und meint die Schauspielerei. Partner Wotan Wilke-Möhring lobt die tolle Teamatmosphäre und ist immerhin im nächsten Sönke-Wortmann-Film zu sehen. Sowieso finden sich alle gegenseitig und selber ganz schön candy.
Wie Josef Wutz dann auch noch mal den Hamburger Medien via Rundfax mitteilte: „Jugend contra Langeweile“ läßt er die Pressemitteilung titeln. „Während anderenorts mit dem Phänomen der Vergreisung gerungen werden muß, haben wir unser Team auch in diesem Jahr noch einmal verjüngt“, wird der stets vitale Wutz zitiert. Kaum jemand ist älter als 30, „auch die neue Organisationsleiterin, Karen aus dem Kahmen, ist eben 29 Jahre jung geworden.“ Das freut uns natürlich mächtig, auch wenn wir nicht so recht wissen, was wir mit dieser Information anfangen sollen. Ganz genau allerdings wissen wir jenes von Wutz zugesteckte Detail zu deuten: „Gerade mal 20 Jahre alt sind die sieben Praktikantinnen der Uni Lüneburg.“ Das Filmfest Hamburg – doch die Niveacrème unter den Kino-Happenings? tvl/cbu
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen