: Visionäre Küche
Der Schweizer Oskar Marti könnte eigentlich der Erfinder von „Slow Food“ sein. Martis vierbändiges Werk Ein Poet am Herd – Frühling, Sommer, Herbst und Winter in der Küche eröffnet ungeahnte Möglichkeiten naturnaher, saisongerechter Kocherei.
Naturnah bedeutet bei Marti nicht nur, daß er Ökoprodukte verwertet. Er schöpft aus der Natur: wildes Obst, Pilze, Beeren, Kräuter und Blüten.
Leider kennt der Städter vieles nicht, was Marti aus dem Wald mitbringt. Dennoch läßt sich einiges auf Bauern- und Wochenmärkten finden, anderes notfalls auf dem Balkon ziehen – oder man tut es dem Autor nach und geht mal wieder spazieren. Dabei finden sich Borretsch- und Ringelblumenblüten – für den Salat aus Artischocken und Pfifferlingen oder für die Aprikosenkaltschale.
Und natürlich geht es im Sommerband, passend zur Haupterntezeit, darum, wie die natürliche Hülle und Fülle in die kargeren Monate gerettet werden kann. Es gibt Tips zum Sammeln und Aufbewahren von Wildpflanzen, Erntetabellen und Rezepte: für aromatisiertes Öl, aromatisierten Essig, Konfitüren und Kräuterpasten, Eingemachtes.
Viele Rezepte sind schon wegen ihrer ausgefallenen Zutaten nicht ohne größere Vorbereitungen nachzukochen.
Alle vier Bände bieten viel mehr als rein praktische Anleitungen. Marti erzählt von seinen Spaziergängen, hat darüber hinaus Bauernregeln – „Je dicker die Regentropfen im August, um so dicker wird der Most“ – und Gedichte zusammengetragen. Ein Lesevergnügen.
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