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Schwäbische BI kämpft gegen Deponie

Bei Donauwörth soll eine Stahlschlacken-Deponie entstehen. Anwohner protestieren: Sie fürchten die Verseuchung des Trinkwassers. Mit älteren Deponien machten sie bereits schlechte Erfahrungen  ■ Aus Holzheim Klaus Wittmann

In der nordschwäbischen Ortschaft Holzheim bei Donauwörth soll Europas größte Schlackendeponie für Elektroöfen entstehen. Dreieinhalb Millionen Tonnen Stahlschlacke würden dann nahe jenes Gebietes abgelagert, aus dem der Großraum Nürnberg große Teile seines Trinkwassers bezieht.

Das Vorhaben stößt im Donauries auf heftigen Widerstand. Die bislang eher protestunerfahrenen Bewohner demonstrierten bereits mit Traktoren und Transparenten vor dem Sitz der Genehmigungsbehörde in Augsburg. „Das Schlackenmaterial enthält nicht nur Schwermetalle wie Chrom, Blei, Zink und Nickel, sondern auch Beryllium, Arsen, Thorium und Uran“, kritisiert Reinhard Hölzl von der Bürgerinitiative Holzheim.

Die Bedenken der Anwohner beruhen auf der Tatsache, daß bei einer Ablagerungsmenge von, niedrig geschätzt, drei Millionen Tonnen ein Berg von sechsundzwanzig Tonnen Arsen und sechs Tonnen Uran und Thorium anfallen würde. Doch der Betreiber, die Lechstahlwerke GmbH in Meitingen, will die Schlackendeponie schon Anfang 1999 in Betrieb nehmen.

In nur zwei Kilometer Entfernung von dieser Großdeponie befindet sich bereits eine Schlackendeponie des gleichen Betreibers. Und mit der, sagt der BI-Sprecher Hölzl, habe man ausgesprochen negative Erfahrungen gemacht. Die Bürgerinitiative zweifelt an der Zuverlässigkeit der Lechstahlwerke. Ende Juli hat sie Strafanzeige wegen des „Verdachts von Straftaten gegen die Umwelt“ erstattet. Ganz offensichtlich sei nicht nur die genehmigte Elektroofenschlacke abgelagert worden, sondern auch Industriemüll, verschiedene Chemikalien und anderes mehr.

Tatsächlich seien „Abweichungen von den genehmigten Ablagerungen“ festgestellt worden, bestätigt Stefan Papsthart, Jurist für Abfallrecht bei der Regierung von Schwaben. Zwischenzeitlich aber sei nach umgehender Prüfung ein Vertrag geschlossen worden, in dem die Abweichungen zur Planfeststellung nachträglich genehmigt wurden. Für die „Bürgerinitiative Holzheim“ ein Grund mehr, an der Planfeststellungsbehörde zu zweifeln. „Man muß bedenken, daß es einen erheblichen Interessenskonflikt gibt“, sagt Reinhard Hölzl. „Der Freistaat Bayern ist zu 20 Prozent an den Lechstahlwerken beteiligt. Somit wird die Regierung von Schwaben quasi zum Genehmiger in eigener Sache.“

Betroffen von der neuen Deponie wäre auch der Wirtschaftsraum Nürnberg, denn aus der umliegenden Region wird eine erhebliche Menge Trinkwasser nach Mittelfranken gepumpt. Der Bürgerinitiative Holzheim zufolge ist in der Planung nicht einmal eine konsequente Basisabdichtung der riesigen Deponie vorgesehen – für die BI eine klare Gefährdung jeglicher Trinkwasserentnahme in der Umgebung.

Für die Lechstahlwerke erklärte deren Projektleiter Dieter Schmidt, zur Frage der zusätzlichen Belastung werde derzeit eine Stellungnahme erarbeitet. Eines sei aber schon vorher klar: Eine Gefährdung von Trinkwasser und Bevölkerung sei ausgeschlossen. Die abzulagernde Schlacke, sagt Projektleiter Schmidt, sei „kein besonders überwachungsbedürftiges Material“.

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