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Hanseatischer Farmer-Streit

■ In Hamburg gibt es eine Agentur namens „Die Farm“. In Bremen auch. Ihren Namen wollten beide Firmen behalten

Bei der Lektüre des Fachblatts werben & verkaufen fuhr den Bremer Jungunternehmern der Schreck in die Glieder. Hatte doch in Hamburg eine Werbeagentur eröffnet, die den gleichen Namen trug wie sie – „Die Farm“. Und die Konkurrenz hatte es in sich: Oliver Leisse, früher Geschäftsführer bei der Hamburger Großagentur Springer & Jacoby, und Peer Hartog, einst bei der nicht minder bekannten Agentur Scholz & Friends.

Dumm nur für die beiden, daß die Bremer Agentur schon seit 1995 als Farm firmierte. Seit einem Jahr ist eine farm concept & design GmbH im Handelsregister eingetragen. „Die Hamburger haben wohl überhaupt nicht recherchiert“, wundert sich Unternehmer Rainer Krause.

Auch die Kommunikationsbranche reagierte irritiert. Faxe, die für Leisse und Hartog bestimmt waren, landeten in der falschen Firma. Und selbst Interna trudelten in Bremen ein – wie eine e-mail aus München, in der eine Bekannte sich mit dem Verweis auf alte frohe Zeiten bei den Hamburgern um einen Job bewarb.

Erste Anfragen nahmen die Hamburger nicht ernst. „Freundliche Grüße von Farmer zu Farmer“ sandten sie in die andere Hansestadt. „Vielleicht können wir ja mal was gemeinsam beackern.“ Als die Bremer dann per „wettbewerbsrechtlicher Abmahnung“ – inklusive einer anwaltlichen Kostenrechnung über 1.147,01 Mark – von den Hamburgern forderten, den Namen nicht mehr zu verwenden, bot die Konkurrenz 10.000 Mark für die Nutzungsrechte.

Schließlich ging die Sache vor Gericht – ebenso wie jedes Jahr zahlreiche ähnliche Fälle. Denn ein Register mit den Namen aller 1,8 Millionen Firmen gibt es in Deutschland nicht. Das Landgericht Hamburg verbot der neuen Agentur, die Geschäftsbezeichnung „Farm“ oder „Die Farm“ zu verwenden. Da half auch das Argument nicht, daß die Bremer, die sich hauptsächlich mit Internet-Design beschäftigen, nicht mit einer klassischen Werbeagentur zu verwechseln seien.

Die Hamburger legten zunächst Widerspruch ein, verzichteten dann aber auf eine erneute Verhandlung. „Wir glauben, daß wir gute Chancen gehabt hätten“, sagt Agentur-Chef Oliver Leisse. Aber für die Neustarter sei es nicht möglich, bis zum Prozeß ohne Namen zu arbeiten. Außerdem sei man ja kreativ: Ihre Agentur nennen die Hamburger jetzt „Klaar Kimming“. Die alten Friesen bezeichneten hiermit den freien Blick auf den weiten Horizont. Joachim Fahrun

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