Bremens schönste Ecken / Teil 3

Bremen ist schön. Doch jeden Sommer, kaum daß die Ferien begonnen haben, das gleiche Bild: Die Einwohner dieser Stadt fliehen. Warum nur? Diesen offensichtlichen Mangel an Lokalpatriotismus, gepaart mit dem irrigen Glauben, erst jenseits von Blumenthal und Brinkum werde die Welt sehenswert, wollen wir etwas entgegensetzen. In loser Folge zeigen wir die schönsten Ecken Bremens. Heute tauchen wir ein in Bremens Historie.

Kommt die Sprache auf Bremer Botantik, dann denken noch immer viele BremerianerInnen ausschließlich an die Geschichte von den phänomenalen Zuchterfolgen des umstrittenen Magister Kreiter im Jahre 1426,735. Um die drohende Gefahr einer Golfrasen-Invasion durch die Engländer abzuwenden, überredete der rührige Magister Zwergtulpe und Ahornbaum zur Vernunftehe. Aus Vernunft wurde Liebe. Deren süßes Ergebnis: der Rhododendron. Er okkupierte den feindlichen Rasen erfolgreich. Diese gelungene Zurückweisung der Engländer ist noch heute im Bremer Stadtbild allseits präsent in Form jenes deliranten Löwen (im Volksmund kurz Kiffleo genannt/Bild links). Er symbolisiert seit jenen Tagen die so erfolgreiche Bremer Mischung aus Irrsinn und Wagemut.

Aber zurück zur Biologie. Wer weiß eigentlich noch, daß die Bremer Agave (Bild rechts) ein Mitbringsel der DASA war von ihren ersten Marserkundungen in den frühen 20er Jahren? Noch immer ist nicht geklärt, ob es sich bei dieser Pflanze um denkende Organismen handelt oder nicht. Neulich jedenfalls bezeugte ein Pfarrer, beim Vorbeiflanieren an eben jener abgebildeten Agave das Wort „Volltrottel“ vernommen zu haben. Die Rechtslage (Beleidigungsklage des Pfarrers?) wird gerade untersucht.

Noch viel lieber als mit außerterrestrischem Blattgrün zu philosophieren, steht der gemeine Bremer des Abends besinnlich auf den Weserterrassen (Bild mitte). Von dort genießt er den schönsten Blick auf eben jenes Tal, das in der letzten großen Koalition zwischen Chance 2000 und SPD in den Bremer Granit gesprengt wurde. Das Ziel dieser außerordentlichen bautechnischen Anstrengung des Jahres 1954 war es, den Bremern auf natürliche Weise zu einer Horizonterweiterung zu verhelfen. Ob dieses Unterfangen geglückt ist, untersucht seither ein immerwährender Ausschuß. Aufgrund Verscheidens des letzten Mitglieds wird diese Frage bald gelöst sein. Auch dies auf natürliche Weise. taz / Fotos: Tristan Vankann