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: taz-Korrespondent erhält Einreiseverbot in Jugoslawien

Die jugoslawische Regierung unter Präsident Milošević hat gestern gegen den taz-Korrespondenten Erich Rathfelder ein Einreiseverbot verhängt. Er habe, so der Vorwurf, „böswillig Lügen erfunden und verbreitet“. Verbreitet hat Rathfelder Zeugenaussagen aus Orahovac im Kosovo, wonach über 500 getötete Zivilisten dort in Massengräbern verscharrt worden sind. Mittlerweile hat die Spiegel-Korrespondentin Renate Flottau mit weiteren Augenzeugen geredet, die von 300 bis 500 Getöteten ausgehen.

Die taz hat gestern bei der jugoslawischen Botschaft in Bonn gegen das Einreiseverbot für Rathfelder protestiert. Nachdem die Belgrader Regierung schon in den letzten Wochen den Zugang von Journalisten zu den umkämpften Gebieten im Kosovo systematisch behindert hat, ist diese Maßnahme eine weitere Einschränkung der freien Berichterstattung. Belgrad verbreitet außerdem, unser Korrespondent sei als Tourist unterwegs gewesen, habe also illegal gearbeitet. Das ist nachweislich falsch. Er war mit einem in Montenegro ausgestellten Visum unterwegs, das „zur Ausübung der Profession“ berechtigt, und bei der Zweigstelle des Belgrader Informationsministeriums in Priština akkreditiert.

Gescheitert ist Belgrad gestern mit dem Versuch, der taz die Verbreitung der Zeugenaussagen über Massengräber im Kosovo untersagen zu lassen. Das Landgericht Berlin hat ihren Antrag auf eine einstweilige Verfügung abgelehnt.MR