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Katalysator ist nicht gleich Katalysator

■ TÜV: Kats vernichten längst nicht alle Ozonverursacher. Kritik an der Abgasuntersuchung

Berlin (taz) – Für den ADAC war klar, wer an hohen Ozonwerten schuld ist: nicht die Autofahrer, sondern die Gärtner. „Am Wochenende, wenn die Rasenmäher laufen, haben wir höhere Emissionen“, erklärte der Club gestern. „Wir müssen endlich kapieren, daß der Katalysator wirkt.“ Doch daß alle Autos mit Drei-Wege-Kat sauber sind, wollen Experten nicht bestätigen. „Es kann ohne weiteres sein, daß Fahrzeuge mit wunderbar funktionierendem Kat rumfahren und bei anderen der Kat kurz vor Ende der Lebenserwartung steht“, sagte gestern Heinrich Waldeyer vom TÜV Rheinland. Auch Willi Loose vom Ökoinstitut zweifelt, daß alle Kats das leisten, was die Hersteller versprechen. Demnach sollten sie mindestens 90 Prozent der Stoffe vernichten, die der Motor nicht oder nur halb verbrennt; dazu entstehen beim Verbrennungsprozeß Stickoxide. Dabei haben deutsche Kats eine Schwäche: Der Katalysator braucht eine Temperatur von etwa 350 Grad, bis er voll funktioniert. Die stellt sich aber erst nach rund vier Kilometern ein, die meisten Stadtfahrten dauern kaum länger. Für die Menge der Ozonvorläufersubstanzen Stickoxid und Kohlenwasserstoff ist das nur teilweise von Bedeutung. Zwar entstehen Stickoxide nur bei hohen Temperaturen – wenn der Katalysator noch nicht läuft, fallen auch keine Stickoxide an. Kohlenwasserstoffe allerdings entstehen vor allem direkt nach dem Start. Deshalb sind in Kalifornien, wo besonders harte Vorschriften gelten, elektrisch beheizte Super-Kats die Regel, die in Deutschland aber kaum verbreitet sind.

Neben dem Kaltstartproblem können auch Schäden die Funktionsweise des Kats beeinträchtigen — beispielsweise an Zündung, Einspritzpumpe oder auch dem elektronischen Rechner, der heute in vielen Autos den Motor kontrolliert. Zur Kontrolle muß jeder Wagen drei Jahre nach Erstzulassung und dann alle zwei Jahre zur Abgasuntersuchung (AU). TÜV-Ingenieur Waldeyer hält die Untersuchung allerdings nur für ein „grobes Sieb“. Auch wenn der Kat im Vergleich zum Neuzustand nicht 90, sondern bloß 50 Prozent der Schadstoffe vernichte, gelte ein Auto als schadstoffreduziert und komme durch die AU. Georg Löwisch

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