Von Indonesien bis Deutsch-Deutschland

■ Die Sommergäste in der Schauburg sind von einer schier unzähmbaren Neugier beseelt: Auf Reize aus aller Welt, von denen sie zuvor nicht mal wußten, daß sie überhaupt existieren

Waren Sie vergangenen Samstag vormittag in der Schauburg? Ja? Dann gehören Sie aller Wahrscheinlichkeit nach zum Stammpublikum der zettBeh-Sommergäste. Die nämlich, sagt Gabriele Schmidt von Radio Bremen, sind hier in der Überzahl.

Mitten im Sommer gehen regelmäßig samstags umneun Uhr zwischen fünfzig und achtzig Leute mit Suchtverhalten zum Bildungsfrühschoppen ins halbalternative Viertel-Kino. Süchtig sind sie nach Weltgesprächen, Aug in Aug mit den Botschaftern aus der Ferne, die sonst als Appetithäppchen an der Mattscheibe konsumiert werden müssen: Hansjakob Stehle aus dem Vatikan, Hartmut Idzko aus Indonesien, Sonia Mikich mit ihren Geschichten aus dem neuen Rußland.

Ein Sommerspaß für den exquisiten Geschmack. Der Reiz daran? „Sachen zu hören“, sagt Frau Schmidt, die die Gäste-Auswahl verantwortet, „von denen man nicht wußte, daß sie einen überhaupt interessieren.“ Ein Frühstück gibt's obendrauf.

So also verlängert frau Samstag morgens ihre geliebte einsame Morgenlektüre der taz bis zum Mittag: Einfach der schlafenden Familie einen Zettel auf den ungedeckten Frühstückstisch legen „Geht doch ins Eisstadion; bin umZwölf Uhr zurück“ und dann ab in die Schauburg. Sie schaffen es noch, wenn Sie sich jetzt gleich auf den Weg machen. Heute, am Samstag, 15. August, ist von spanischer Politik und Lebenskultur die Rede: Jens Borchers erzählt aus Madrid.

So geht das rund um die Welt. Am nächsten Wochenende wirft Susanne Gelhard ihren Blick auf Kultur und Literatur in Polen. Renan Demirkan, die deutschtürkische Schauspielerin, die Regisseurin und Schriftstellerin kommt am letzten August-Wochenende und trinkt „Schwarzen Tee mit drei Stück Zucker“ (so zumindest heißt ihr Buch).

Und wenn der Sommer sich langsam dem Herbst zuneigt, kommt der alte Egon Bahr und erzählt von jenem fern-vergangenen Zwillingsreich, das Deutsch-Deutschland hieß. ritz