Streit um Mauersteine

■ Mitarbeitern des Mauermuseums gekündigt

Genau zum 37. Jahrestag des Mauerbaus gab es Zoff im Mauermuseum am Checkpoint Charlie. Zwei Mitarbeiter, die seit über einem Jahr im Museum an einem eigenen Stand Souvenirs verkauft haben, wurden just am Donnerstag gekündigt. „Am Erinnerungstag werden im Schatten der Mauer im Haus am Checkpoint Charlie nicht nur Erinnerungen gepflegt, sondern auch Störenfriede nach Gutsherrenart aus dem Weg geräumt und der Betriebsfriede eingemauert“, heißt es in einem Brief des in Gründung befindlichen „Documentation Center Checkpoint Charlie“, das kürzlich in der Zimmerstraße Räume für ein Ausstellungs- und Dokumentationszentrum gemietet hat.

Die „Störung des Betriebsfriedens“ soll nach Ansicht des Vorstandes darin bestehen, daß einer der entlassenen Mitarbeiter die Leitung des Museums aufgefordert habe, „dafür Sorge zu tragen, daß innerhalb der Museumsräume keine gefälschten, d.h. nachträglich angefertigten Mauersteine verkauft werden“. Ein Vorwurf, dem Alexandra Hildebrandt vom Museum energisch widerspricht: „Das ist ein riesiger Quatsch.“ Weil die authentischen Mauerreste ein „Artikel mit großem finanziellen Gewinn“ seien, hätten die beiden entlassenen Mitarbeiter „Konkurrenz zu ihren Steinen“ befürchtet. Hildebrandt betont, daß die beiden lediglich mit ihrem Verkaufsshop „geduldet“ worden seien. Daß der Tag der Entlassung mit dem Jahrestag des Mauerbaus zusammenfiel, sei reiner Zufall. Die Entlassung begründet Hildebrandt mit Umbauarbeiten im Museum, die keinen zweiten Verkaufsshop erlaubten.

Ungereimtheiten gibt es auch mit dem Verfasser des Briefes des in Gründung befindlichen „Documentation Center“. Dessen Vorstand Georg Lippert zeigte sich gestern überrascht, daß der Brief in seinem Namen verfaßt worden war. „Das war ich nicht“, sagte er. Barbara Bollwahn