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Die Nato probt in Albanien

■ Mit einem großangelegten mehrtägigen Manöver demonstriert das Bündnis militärische Präsenz in der Region. Albanischer Verteidigungsminister wirft Serbien Völkermord im Kosovo vor

Tirana (AP/rtr/dpa/taz) – In Albanien hat gestern ein fünftägiges Nato-Manöver begonnen, mit dem das westliche Bündnis angesichts der Krise in der benachbarten südserbischen Provinz Kosovo militärische Stärke demonstrieren will. Etwa 1.700 Soldaten aus 14 Staaten nehmen an der Übung teil, darunter auch rund 170 Bundeswehrsoldaten, zumeist Fallschirmjäger. Außerdem stellt die Bundeswehr zwei Aufklärungsflugzeuge vom Typ Tornado und zwei Transporthubschrauber.

Das Manöver, das die Nato-Außenminister bereits im Mai gebilligt hatten, findet im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden mit Beteiligung der Nicht-Nato-Staaten Rußland, Litauen und Albanien statt. Im Mittelpunkt stehen der Abwurf von Versorgungsgütern mit Fallschirmen, Fahrzeug- und Fußpatrouillen sowie Schußübungen. Zehn Länder nehmen als Beobachter teil.

Nato-Sprecher Steve Burnette erklärte, das Manöver solle dabei helfen, die Kosovo-Krise einzudämmen und für regionale Stabilität zu sorgen. Die Nato-Staaten sind besorgt, daß sich der Konflikt in der mehrheitlich von Albanern bewohnten serbischen Provinz Kosovo auf die Nachbarstaaten ausbreiten könnte.

Admiral T. Joseph Lopez, Nato- Kommandeur für Südeuropa, erklärte, die Militärübung sei nicht gegen eine bestimmte Gruppe im Kosovo oder der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad gerichtet, sondern solle zur Stabilisierung der Lage in der Region beitragen. Dennoch könne sich die Allianz bei Bedarf jederzeit einer ganzen Reihe auch militärischer Optionen bedienen. „Ich glaube, daß Belgrad und jede andere kriegstreibende Partei in der Region die Botschaft verstehen werden, daß die Nato bereitsteht“, sagte Lopez. Das Bündnis habe die Lektion aus Bosnien gelernt.

Nach Einschätzung albanischer Regierungskreise, die in der Vergangenheit immer weiter ein Engagement der Nato an der Grenze zum Kosovo gefordert hatten, ist das Nato-Manöver als direkte Warnung an die Serben zu verstehen. Verteidigungsminister Luan Hajdaraga warf Serbien Völkermord im Kosovo vor.

Bereits am vergangenen Wochenende hatte Albanien Truppen und militärisches Gerät an die Grenze zum Kosovo verlegt. Diese Maßnahme sei getroffen worden, um auf künftige „serbische Provokationen“ im Grenzgebiet vorbereitet zu sein, sagte Hajdaraga. Er machte Serbien für mehrere Grenzzwischenfälle in den vergangenen Wochen verantwortlich. Mehrmals hätten serbische Geschosse auf albanischem Gebiet eingeschlagen. Kommentar Seite 12

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