: Baubeginn für Meyers Lebensschutz
■ Gegner des Emssperrwerks suchen nach Wegen zu Klagen
Glaubte man der Bezirksregierung Weser-Ems, müßten Norddeutsche mit Sack und Pack auf ihre Dächer flüchten. „Zum Schutz für Leib und Leben“, vor einer Sturmflut, ordnete Regierungspräsident Bernd Theilen gestern den sofortigen Baubeginn des umstrittenen Emssperrwerks bei Gandersum/Emden an.
Kurz zuvor hatte er den Planfeststellungsbeschluß, der die behördliche Würdigung der Bauplanung rechtlich abschließt, an den Projektleiter „Emssperrwerk“, Baudirektor Wolf-Dietmar Starke, überreicht. Obwohl Starke noch im Februar erklärt hatte, „gäbe es das Problem Meyer-Werft in Papenburg nicht, würden wir nicht über das Sperrwerk reden“, teilt er jetzt die Sicht der Bezirksregierung, wonach die Flußbarrikade ausschließlich dem „Küstenschutz“ dient. „Auch wenn das Sperrwerk nicht helfen würde, größere Schiffe durch die Ems an die Küste zu bringen, hätten wir den Bau genehmigen müssen.“
Eben dies bestreiten Kritiker. „Das 353 Millionen Mark schwere Werk ist ein Geschenk von Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder an die Werft“, meint Holger Wesemüller von der Umweltstiftung WWF. „Das Sperrwerk ist für den Küstenschutz ungeeignet, zerstört die Umwelt und leistet künftigen Überschwemmungen sogar Vorschub“, erklärt Vera Konermann vom BUND. Der Landesverband der Bürgerinitiativen (LBU) rechnet vor, um die Küsten zu schützen, sei es sinnvoller, die Deiche zu erhöhen. Das käme um 260 Millionen Mark günstiger.
Dennoch sind die Naturschutzverbände BUND, NABU und WWF die Verlierer im Streit um das Sperrwerk. Sie hatten den Eindruck erweckt, den Bau mit einer Klage stoppen zu können. Tatsächlich haben sie die Chance zu einer Verbandsklage. Die allerdings prüft nur, ob der Planfeststellungsbeschluß juristisch korrekt ist. Dafür durchforsten Anwälte jetzt für viel Geld den Beschluß. Für Freitag kündigte jetzt der LBU seine Klage an. Naturbelange seien nicht ausreichend berücksichtigt, argumentiert LBU-Anwalt Joachim Musik.
Mehr Aussicht, einen Baustopp durchzusetzen, haben Klagen von direkt von den Baumaßnahmen Betroffenen. Hier finden die Umweltschützer Mitstreiter: Die Stadt Leer erwägt ebenso wie die Leeraner Stadtwerke eine Klage, um den Einbau einer Schleuse durchzusetzen. Diese hielt die Bezirksregierung bislang für überflüssig. schu
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