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Schröder will im Olympiastadion spielen

■ SPD will nach Wahlsieg die Sanierung des Olympiastadions finanziell unterstützen. Land möchte Mitte Oktober Umbaukonzept auswählen

Die SPD will im Falle eines Wahlsiegs nach der Bundestagswahl im Herbst das Thema Olympiastadion zur Chefsache machen. Danach soll innerhalb kürzester Zeit geklärt werden, mit wieviel Subventionen aus der Bundeskasse das marode Stadion saniert werden kann. Zugleich ist geplant, das alte Nazistadion zu erhalten und als multifunktionale Sportstätte umzubauen. Diese Entscheidungen sollen bis zum Bewerbungstermin für die Fußballweltmeisterschaft 2006 im September 1999 gefallen sein. Mit dem Land Berlin, das die Arena nutzt und diese vom Bund übereignet bekommt, soll über die anteilige Finanzierung beraten werden.

Bei einem Besichtigungstermin des Olympiastadions sagten gestern Klaus Böger, SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, und Wilhelm Schmidt, umzugspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, daß für das bröckelnde Areal endlich Entscheidungen getroffen werden müßten. Böger betonte, daß sich der Bund viel zu lange aus der Verantwortung für eine Sanierung gestohlen habe. „Es ist, mit Verlaub, schofel, dem Land das Gelände für eine Mark anzubieten und dann nichts weiter damit zu tun haben zu wollen“, kritisierte Böger.

Der Fraktionschef forderte den Bund auf, mit dem Land ein Finanzierungskonzept auszuarbeiten, das eine öffentliche sowie private Beteiligung zulasse. Nach Ansicht Bögers sollen die Stadionränge komplett überdacht und ein absenkbares Spielfeld installiert werden. Bislang hat sich Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) geweigert, finanzielle Zusagen zu geben, da das Bundesfinanzministerium seinerseits mit Subventionen mauert. Im Mai hatte der Senat beschlossen, keine neue Fußballarena zu bauen, sondern das Olympiastadion „bei möglichst weitgehender Bewahrung des historischen Erscheinungsbildes“ zu modernisieren.

Unterstüzung erhielt Böger von Schmidt. Nach Ansicht des SPD- Bundestagsabgeordneten müsse nach einem Wahlsieg der SPD „das Thema sofort auf den Tisch“. Berlin gehöre für die Sozialdemokraten zu den Bewerbern für einen WM-Standort. Auf der Ebene von Staatssekretären müßten dann Beratungen zwischen dem Bund und dem Land einsetzen, die zum Ziel die umgehende Sanierung hätten. Wieviel Geld eine von Gerhard Schröder geführte Regierung dem Stadionumbau zur Verfügung stellen wollte, ließ Schmidt offen.

Derzeit läuft die zweite Stufe des „Ideenfindungsverfahrens“, von dem sich der Senat verspricht, aus jetzt zehn ausgewählten Bewerbern (Investoren und Architekten) endlich die beste Lösung für den rund 600 Millionen Mark teuren Umbau zu finden. Im Juli hatte die Sportverwaltung eine EU-weite Ausschreibung ausgelobt, aus der 57 potentielle Teilnehmer – aber kein befriedigendes Konzept – hervorgingen.

Nach dem 14. Oktober, sagte gestern Sportstaatssekretär Klaus Löhe, wolle der Senat eine Auswahl unter den zehn Teilnehmern des laufenden Verfahrens, darunter die Unternehmen Roland Ernst, Rolf Deyle und NGM-Architekten, treffen. Welcher Entwurf der Investoren schließlich Aussicht auf Realisierung habe, hänge vom Bau- und Finanzierungskonzept ab, sagte Löhe. Die Entscheidung soll im Frühjahr 1999 fallen. Rolf Lautenschläger

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