: Der Trend geht zu Plastik, bunt und nicht zu teuer
■ Die Frankfurter Herbstmesse präsentiert wenig Neues, dafür aber grelles Design bis zum Abwinken. 5.000 Aussteller auf der größten Konsumgüterschau hoffen auf eine Minikonjunktur
Frankfurt/Main (taz) – So richtig brummt die Konsumgüterbranche nicht. Trotzdem erwarten die Veranstalter der Internationalen Frankfurter Herbstmesse Tendence bis zum Mittwoch rund 100.000 Besucher. Etwa 5.000 Aussteller aus 87 Ländern bieten vor allem Luxuriöses und schlichten Kitsch für Heim und Büro.
Die Konjunkturmeldungen aus Möbel-, Heimtextil-, Porzellan- und Keramikindustrie sind sehr verhalten optimistisch. Die Analyse der Glasproduzenten zum Beispiel zeigt, wie alles mit allem zusammenhängt: Rückläufige Gästezahlen in Kurorten und Wirtshäusern bedeuten weniger zerbrochene Gläser. Das heißt für die Bilanz: „Noch weitgehend gedämpfter Geschäftsgang.“ Die Schneidwarenindustrie dagegen findet den Aufschwung „teilweise positiver als erwartet“. 60 Prozent der Männer rasieren sich wieder naß und erhöhten damit den Absatz von Rasierklingen um sieben Prozent. Insgesamt prognostizierte das Münchner Ifo-Institut der Konsumbranche in Deutschland ein Wachstum von 1,5 Prozent bei einer Steigerung des Bruttoinlandprodukts um 2,6 Prozent.
Der Trend des Rückzugs in die eigenen vier Wände ist vorbei, kaum noch englischer Landhausstil, weder gediegen noch als Imitat. Die Hersteller alltäglicher Gegenstände von der Scheuerbürste bis zum Mülleimer lassen statt dessen bis zur Verzweiflung designen. Bunt muß alles sein und nicht zu teuer, dabei eher pastelliert und Ton in Ton: Besonders heftig tobt der Gestaltungswille rund um Spülbecken und Toilettenschüssel, Bärchenbürsten, Krokodilkratzer, Fun-Plastik. Der noblere Konsument tendiert zum asiatischen, vorwiegend sparsam japanischen Design. Die Trendschau „zen & kitsch“ bringt das Angebot auf den Punkt. Das „Bedürfnis nach Klarheit, Kontemplation und Ordnung im Privaten“, mithin „Alltag und Andacht“ ist mit dem Hang zum Grellen wundersam vermischt.
Neu ist auf der Messe mit dem Anspruch, Neuigkeiten zu präsentieren, kaum etwas außer dem Hang der Gold- und Silberschmiede zu martialischen Schlagringen für Hals, Arm und Finger. Der Umsatz von Schmuck, konstatierten die Messemacher, sei im Aufwind, „ein gewisser Nachholbedarf“ nach den mageren letzten Jahren vorhanden.
Kunsthandwerker führen auf dieser Messe eher ein Schattendasein, von Naturmaterialien kaum eine Spur. Dafür müht sich die Messe wiederum um mehr Umweltschutz bei Großveranstaltungen. Am Gemeinschaftsstand von Messen und Industrie wirbt sie für Mehrweggeschirr, Energie- und Materialsparen. Umweltbeauftragter Gerhard Burghardt aber weiß angesichts von so viel Plastik und Konsum: „Das ist ein mühseliges Geschäft.“ Heide Platen
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