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Kaffeepause Online

Heute beginnt in Harburg die erste Umwelt-Online-Konferenz. Die Teilnehmenden sind per Mausklick dabei  ■ Von Malte Weber

Endlich mal eine Konferenz, auf der keine Kaffeepausen und Buffets die BesucherInnen vom Thema ablenken: Heute beginnt die „Umwelt 98“ – eine Tagung der Technischen Universität Harburg (TU), die schon bei der Anreise der TeilnehmerInnen ökologische Akzente setzen will. Denn zur „Umwelt 98“ können sie weder fahren noch fliegen, sie müssen surfen – im Internet. Die erste deutsche Umwelt-Online-Konferenz tagt in „www.tu-harburg.de/umwelt98“.

In fünf Sektoren von „Allgemeinem Umweltschutz“ bis „Ökode-sign“ können beliebig viele TeilnehmerInnen Texte abrufen und in „Diskussionsforen“ bearbeiten. „ReferentInnen“ sind WissenschaftlerInnen und Experten aus Industrie und Verbänden in der Bundesrepublik. Deren Wissen soll auch Normalsterblichen per Internet kostenlos zugänglich gemacht werden, verspricht Professor Walter Leal Filho vom Umweltschutztechnik-Bereich der TU Harburg Technologie GmbH. Die 100prozentige Tochter der TU hat die neuartige Tagung ins Internet gespeist.

Helmut Röscheisen, Generalsekretär des Deutschen Naturschutzrings (DNR), hofft auf mehr als 5000 „Gäste“ bei der „Umwelt 98“. Die können nebenbei auch den DNR-Ökotest für Parteien anklicken. Er schätzt besonders, daß „die Anonymität von Großtagungen verschwindet“, weil jeder seinen Namen unter das Geschriebene setzt. Zudem könne Gesagtes nicht in Vergessenheit geraten: Bis zum Tagungsende am 31. Dezember kann jedeR ihre Meinung sagen, die bis Ende März gespeichert bleibt. Röscheisen: „Das ist Transparenz pur.“

Gerade bei den schnellen Veränderungen im Umwelt- und High-tech-Bereich könne man nicht immer ein Jahr auf den nächsten Kongreß zum Thema warten, erklärt Leal Filho. Bei „knappen Kassen“ müsse man eben ohne Reise- und Übernachtungskosten auf den neuesten Stand der Forschung kommen – dank Online-Tagung. Zudem ermögliche die „automatische Verbindung zwischen den Autoren“ einen direkten Austausch.

Außerdem könnten „die Verkehrsabgase in Deutschland durch die Ergänzung der herkömmlichen Kongresse mit Internet-Konferenzen um acht Prozent reduziert werden“.

Auch die Tourismus-Zentrale, in deren Räumen die „Umwelt 98“-Konferenz gestern vorgestellt wurde, begrüßte das innovative Projekt als Werbung für Hamburg. Sinkende Übernachtungszahlen in der Hansestadt durch Online-Tagungen befürchtet sie nicht: Die Leute hätten dadurch wieder mehr Zeit an Wochenenden und könnten privat nach Hamburg fahren – angeregt von den schönen Bildern, die auch bei der „Umwelt 98“ zu sehen sind, sozusagen für den virtuellen Stadtrundgang in den Konferenzpausen.

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