piwik no script img

Die Coca-Cola unter den Banken

Von der Fusion der Bayerischen Vereinsbank und der Hypo zum zweitgrößten deutschen Kreditinstitut HypoVereinsbank haben vor allem die Aktionäre profitiert. Über den Stellenabbau schweigt das Management sich aus  ■ Von Beate Willms

Berlin (taz) – Wenn sich Albrecht Schmidt heute morgen auf den Weg in die neue Filiale der HypoVereinsbank an der Münchner Freiheit macht, hat er ein hartes Stück Arbeit vor sich. Der Vorstandssprecher des nunmehr zweitgrößten deutschen Kreditinstituts, das mit dem heutigen Tag offiziell an den Start geht, muß Kunden und Beschäftigte für das neue Konzept begeistern. Und er muß etwas für die Bekanntheit tun: Obwohl die HypoVereinsbank auch europaweit unter die ersten fünf aufgerückt ist, ist sie Umfragen zufolge in Deutschland nur 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung ein Begriff – die Sparkasse kennen 88 Prozent.

„Wir wollen die Coca-Cola unter den Banken werden“, bestätigt man in der Pressestelle, das heißt „ein unverwechselbares Markenimage aufbauen“. Die HypoVereinsbank baut auf die größte Werbekampagne, die sich eine deutsche Bank bislang geleistet hat. Neuartige Angebote wie Immobilienfinanzierung mit Versicherungsschutz im Fall von Arbeitslosigkeit sollen ein übriges tun. Und mit einer Bilanzsumme von 861,5 Milliarden Mark und derzeit noch nahezu 40.000 Beschäftigten wird die HypoVereinsbank auch wirtschaftlich eine ganz neue Macht darstellen. Die Belegschaft für sich zu gewinnen könnte für den Vorstandssprecher ein größeres Problem sein. Noch weiß niemand, wie viele Arbeitsplätze der Fusion zum Opfer fallen werden. Immer wieder bekräftigt hat Schmidt dagegen, daß er auf Einsparungen von gut einer Milliarde Mark hofft. 55 Prozent davon würden auf Personalkosten entfallen.

Schätzungen von Branchenkennern und Gewerkschaften gehen davon aus, daß das zwischen 5.000 und 8.000 Stellen weniger bedeutet. Analysten vermuten, daß erst nach der Landtagswahl in Bayern genaue Zahlen bekanntgegeben werden – immerhin hat die Landesregierung die Fusion selbst vorangetrieben, indem sie den steuerfreien Aktientausch erlaubte. Schon jetzt haben die etwa 28.000 Beschäftigten in den Stammhäusern Einbußen: Seit Juni gibt es neue Arbeitsverträge, das bisher übliche 14. Monatsgehalt wird nur noch als Prämie gezahlt, Sonderleistungen wurden gekappt.

Am meisten profitiert haben bislang die Aktionäre. Obwohl Experten nach der Ankündigung erklärt hatten, eine Fusion der Hypo und der Bayerischen Vereinsbank mache keinen Sinn, weil sie sich zu ähnlich seien und sich daher kaum gegenseitig ergänzen, legten die Börsenkurse erst mal zu. Mit einer Marktkapitalisierung von 59 Milliarden Mark hat die HypoVereinsbank Marktführer Deutsche Bank beinahe eingeholt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen