: Kreditinstitut mit Umweltmission
■ Serie Nax-Firmen (4): Die polnische Bank Ochrony Srodowiska
Warschau (taz) – „Polen muß Anschluß an die EU-Normen finden“, erklärt Jozef Koziol, der Vorstandsvorsitzende der Umweltschutzbank Ochrony Srodowiska (BOS), in Warschau. Allein in den nächsten zwei Jahren werde das Land sieben Milliarden US- Dollar in den Umweltschutz investieren, und „einen Großteil davon wird unsere Bank finanzieren“.
Die erst 1991 gegründete BOS gehört zu den Shooting-Stars der polnischen Bankenbranche. Innerhalb von nur sieben Jahren stieg die Bank, die 1997 eine Bilanzsumme von 2,4 Milliarden Zloty (umgerechnet etwa 1,14 Milliarden Mark), einen Kapitalstock von 268 Millionen Zloty und einen Nettogewinn von 73 Millionen Zloty vorweisen konnte, in den Kreis der 20 größten Finanzinstitute auf.
Mehr als 60 Prozent ihrer Kreditsumme vergibt die BOS als Vorzugskredite für Umweltschutzinvestitionen wie den Bau von Klärwerken, energiesparende Straßenbeleuchtung, den Einbau von Schornsteinfiltern, die Umstellung von Kohle- auf Gasheizung oder Recyclinganlagen. Etwa 120 der 1.205 Bankangestellten sind Ingenieure und Umweltschutzexperten, die die Projekte von der Planung bis zur Fertigstellung begleiten. Stellen sie bei einer Kontrolle auf der Baustelle fest, daß Umweltschutzbestimmungen nicht eingehalten werden, wandelt die Bank den Vorzugskredit in einen normalen um.
Die attraktiven Zinsen für die Umweltschutzinvestitionen ermöglicht der Nationalfonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft. Er schießt zu jedem Kredit die Differenz zum üblichen Zinssatz zu. Dafür stellt die Bank die Experten, die gewährleisten, daß die Investition tatsächlich der Umwelt zugute kommt. Der Nationalfonds finanziert sich über Gebühren, die Gemeinden, Unternehmen und Institutionen für die „Nutzung der Umwelt“ abführen müssen, beispielsweise für Wasser aus Flüssen oder Brunnen, und aus Geldbußen für nachgewiesene Umweltverschmutzung. Der Fonds gehört zu den 13 Gründern der Bank und ist mit knapp 40 Prozent auch ihr Hauptaktionär.
Um auch an die Kunden heranzukommen, die zunächst nicht an Umweltschutzinvestitionen denken, bietet die BOS neben den Vorzugskrediten auch die branchenüblichen Produkte an.
In den letzten sieben Jahren hat die Bank knapp 8.000 Vorzugskredite in einer Höhe von insgesamt sechs Milliarden Zloty vergeben. Dadurch konnte die jährliche Staubemission um 95.000 Tonnen verringert werden, der Schwefeldioxid-Ausstoß um 300.000 Tonnen und der Ausstoß von Stickstoffoxid um 20.000 Tonnen. Die Bank finanzierte den Bau von 550 Klärwerken mit einer Wasserdurchlauf-Kapazität von 1,3 Millionen Kubikmetern täglich und von 2.000 Kilometer Kanalisation sowie umweltverträglichen Müllhalden mit einem Aufnahmevolumen von insgesamt acht Millionen Kubikmetern. Die mit Abstand größten Investitionssummen verschlang die Modernisierung der Elektrizitätswerke Turow und Konin. Aber auch Industrieunternehmen wie Petrochemia Plock können mit Vorzugskrediten rechnen, wenn sie damit die Produktion auf ein umweltfreundlicheres Verfahren umstellen oder das Endprodukt so verbessern, daß die Umwelt weniger belastet wird.
Die Spezialisierung und ihr Renommee als Geschäftsbank führen der BOS weitere Spezialfonds zu. So hat sie im letzten Jahr das GEF- Programm (Global Environment Facility) der Weltbank in Höhe von 25 Millionen US-Dollar übertragen bekommen. Schulen, Krankenhäuser und andere öffentliche Institutionen können sich um Kredite zur Modernisierung ihres Heizsystems bemühen. Das Programm ist ein Pilotprojekt und soll nach der Testphase auf andere Länder übertragen werden. Gabriele Lesser
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