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Schumi is danish, me too Von Jürgen Roth

Unser diesjähriger Spa-Ausflug ins „Mekka der Mutigen“ (Sport- Bild) verlief sehr zufriedenstellend. Um keine Sekunde des 13. Laufs zur Formel-1-Weltmeisterschaft zu verpassen, reisten wir bereits am Donnerstag an. Das Wetter versprach satte aquaplanische Entladungen und Hagel-, Stein-, Reifen- und Eisenschlag. Zunächst erkundeten wir die Strecke, gnädig prasselten Katzen, begossene Wollhunde und Eimer herab, was unsere Stimmung jedoch keineswegs „trübte“, wir kauften einfach Dosenbiere der Marke Jupiler, zumal deren Verpackung ferrarirot fackelte und einen „Knalprijs“ bzw. „Prix choc“ annoncierte.

Das erste freie Freitagstraining war ein Erfolg und das zweite auch, es regnete energisch. Wir tranken, neun Uhr morgens, zunächst etwas Dosenbier, liefen Schlicktrassen entlang und stießen auf vier Heinsberger vom letzten Jahr, ausnehmend gute und freundliche Menschen, die bereitwillig ihre Spa-Erfahrungen sprechen ließen und manches Dosenbier verschenkten (Foster's-Büchse DM 5). Vor allem über die Anwesenheit Carstens freuten wir uns namenlos.

Abends trafen wir die „Viererbande des lachenden Totenkopfs“ in Francorchamps. Leider hatte der Belgier das sozusagen Verabredungszeichen, eine acht Meter hohe Corona-Extra-Flasche, kurz zuvor einfach demontiert, so daß wir herumirrten, bevor das „Meeting“ klappte. Dann aber tranken wir Stella-Artois-Dosenbier, und im Nu kreuzte ein Lkw-breiter Kerl herzu und begann Verbrüderung. Er schwenkte seine Dosen, rief in heulend-höllischem Tondurchfall „Skol! Skol! Skolskolskol“ und jeixte und jaulte mir ins von all den Rennmotoren und Regenschwallen nahezu taube rechte Ohr: „Aaiiiiuuuuiihbollobollahahahaha!“ Ich signalisierte Einverständnis, die bierdurchweichte dänische Dynamitstange bekannte: „Schumi is danish!“ Ich bestätigte, er konterte „Ogkkdhigjhbmimimimimipenghihihiskol! Skollll!“ und Carsten erklärte, man nenne dies „Rent a fan“.

„Das vierte freie Training ist damit summa summarum beendet“, verriet folgenden Tags der Streckensprecher, wir griffen zu etwas Dosenbier und stimmten uns auf den Rennsonntag ein, an dem es wie verabredet leicht verstärkt schnürlregnete, Schumacherwetter. Karsten wußte, angesichts solcher Bedingungen müsse man „mit der Vorhand rauchen“. Da wir in der weit abgelegenen Schlammpfanne der Stavelotkurve verweilten, rummste der größte „Big crash“ (Turbo magazine) der F-1-Geschichte an uns vorbei, und als – wir hatten unterdessen behutsam nachgelegt beim Dosenbier (jetzt vernehmlich Delhaize Premium Pils und zwischendurch Erfrischungs-Foster's) – der designierte Knal-Sieger und Choc-Regengott M. Schumacher wg. einer mutmaßlichen Mercedes-Verschwörung auf drei Rädern passierte, schwante Carsten, das komme ihm alles „belgisch vor“.

Hier fühlte sich der Chronist augenblicklich dänisch, etwa üüühhpfffero – wie Schumachers Leistung. Trost spendierte nach gischtumwolktem Trott- resp. Trottelmarsch auf der feuchten Parkwiese ein Osnabrücker Campertrio (Brinkhoff's-No.-1-Dosen) um den Photographen Mausolf (c/o Recke). Es sei gegrüßt und Carsten zum morgigen Wiegenfeste ein 780-PS-Gruß zugeschottert. Bis nächstes Jahr, alter Schwede!

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