: Space Park: Krisensitzung bei Köllmann
■ Verhandlungen weiterhin in der Schwebe / Projektentwickler und Stadt schieben sich den schwarzen Peter für die Verzögerungen zu
Seit langem sei für den 3. September die Abschlußsitzung über die Planungen für Space und Ocean Park geplant, winkt der Sprecher der „Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft“ (HVG) ab. Oder war es eine vertraulich-brisante Krisenrunde nach der Absage der Mills Corporation? Noch im Juli hatten sowohl der Wirtschaftssenator Josef Hattig wie der Bürgermeister Henning Scherf alle skeptischen Nachfragen, warum die Entscheidung über die beiden Großprojekte wieder einmal verschoben worden war, zurückgewiesen mit der guten Nachricht, die Mills Corporation, die in den USA acht riesige Einkaufs-Malls betreibt, wolle nun als Betreiber der geplanten Einkaufszentren auftreten. In der Führungsetage der Mills war lange der Schritt nach Europa erwogen und ein geeignetes Projekt dafür gesucht worden. Im September, so war der letzte Bremer Zeitplan, sollte nun endlich die Grundsatzentscheidung fallen – in der Hoffnung, daß Projektentwickler Köllmann bis dahin auch für den Space Park noch einen Betreiber unter Vertrag genommen hätte.
Die Mills wird den Schritt nach Europa nicht gehen, (vgl. taz 3.9.) bestätigte gestern der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Mills, der Münchener Anwalt Dietrich von Bötticher, gegenüber der taz. Damit stehen sowohl Space Park wie Einkaufszentrum ohne Betreiber da.
Die Finanzierung aber sei gesichert, versichert von Bötticher, der über die Firma KanAm insgesamt 37 Prozent der Gesellschafteranteile an der Mills vertritt. Was jetzt anstehe, sei eine politische Entscheidung in Bremen, „ob das Projekt nun gewollt wird oder nicht“. Vorher werde die KanAm aber kein Geld für Planungen ausgeben. Wirtschaftssenator Josef Hattig habe immer einen „energischen Auftritt“ , findet von Bötticher, aber mehr eben auch nicht.
KanAm-Geschäftsführer Franz von Perfall präzisiert, was KanAm von der Stadt erwartet: „Sie muß fast alle Risiken übernehmen“, und auch Risiken des Shopping-Centers. Projektentwickler wie die Köllmann-Gruppe oder die KanAm könnten „ausschließlich ihr Know how zur Verfügung stellen“. Wenn es jetzt eine Grundsatzentscheidung der Stadt Bremen gebe, dann sei denkbar, daß in den nächsten Monaten die Einzelhandelskonzeption präzisiert würde. Erst wenn ein erheblicher Teil der Flächen vermietet sei, könnte der Projektentwickler endgültig entscheiden, ob das Projekt machbar sei. Der KanAm schwebt dabei ein Einkaufszentrum nach amerikanischem Mall-Vorbild vor mit großer Erlebnis-Gastronomie, einer Kino-Kette, ein bißchen Micky Mouse und vielen guten Einzelhandels-Fachgeschäften.
Ein besonderes Problem scheint in den derzeitigen Verhandlungen der Ocean Park zu sein, dessen Finanzierung nicht gesichert ist. Skeptisch sieht von Bötticher daher das Junktim zwischen beiden Parks, es sei „seriöser, erst einmal das eine zu bauen“, aber die Politik wolle offenbar beides in einer Entscheidung aus Proporzgründen. Klar ist für ihn dabei, daß man solche Projekte „nicht gegen den Wunsch der Bevölkerung durchsetzen“ sollte – die Akzeptanz ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg.
Für von Bötticher, der auch gestern von der Köllmann-Gruppe nach Frankfurt geladen war, gibt es weder einen Grund für eine Krisensitzung noch einen für Eile. „Die fangen an, nervös zu werden“, räumt er offen ein und verweist verständnisvoll darauf, die Köllmann-Gruppe habe ja auch viel Geld in die Planungen investiert. K.W.
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