■ Scherzkeks in der Trinkerrolle: Helge Schneider kann auch anders: Ein Hörspiel von Radio-Bremen namens "Martin, sein Vater" (und so weiter) beweist es
Der Herr auf der linken Seite heißt Uli Beckerhoff und ist Wahlbremer Trompeter. Der Herr rechts ist der bekannte, 1955 in Mülheim/Ruhr geborene Jatzmusiker und Humorist Helge Schneider. Sich selbst gibt er die Berufsbezeichnung „Musiker und ... äh Scherzkeks“ und erntet selbst dafür Lacher. Wenn er auf der Straße herumläuft, zum Beispiel auf der Alten Hafenstraße in Vegesack, rufen ihm Jugendliche zweimal das Wort „Katzenklo“ nach, aber das stört ihn nicht. Den Bremer Schriftsteller Jürgen Alberts wiederum stört es nicht, von Helge Schneider für einen typischen Bremer gehalten und fotografiert zu werden, „damit die das mal sehen zu Hause – dat kennse ja nich“. Bemerkenswert sind weiterhin seine Kenntnisse der Musikinstrumente: „Das Altsax kann nicht nur die Backen, sondern auch den Hals aufblasen.“
Woher wir das alles wissen? Ganz einfach: Helge Schneider hat am Donnerstag abend auf geheimnisvolle Weise den Stau im Bremer Westen umfahren und ist ins Vegesacker KITO gekommen. Dort präsentierte Radio Bremen die Hörspiel-CD „Martin, sein Vater und die vertraute Stimme“ von Werner Streletz. Schneider ist in diesem Ruhrpott-Blues ganz anders als sonst, nämlich in der Hauptrolle eines Trinkers zu hören. Doch statt im Sozialkitsch auszuglitschen, den man aus dem Text auch herauslesen kann, haben Schneider, der Regisseur Gottfried von Einem und der Dramaturg Rüdiger Kremer aus dem Trinkerdrama ein halb humoristisches, halb melancholisches Stück gemacht.
Im KITO zumindest lauschten rund 200 ZuhörerInnen andächtig. Uli Beckerhoff und Band trugen zu diesem hörenswerten Ruhrpott-Blues die Musik bei.
ck/Foto: Claudia Hoppens
Die CD „Martin, sein Vater und die vertraute Stimme“ ist bei Roofmusic erschienen und ist im Plattenhandel für 19,90 Mark erhältlich
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