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Urlaubsland ist abgebrannt

■ Auf 50.000 Hektar wüteten in Galicien die Feuer. Nicht alle sind darüber unglücklich

Madrid (taz) – Von der grünen Lunge Spaniens, der im Nordwesten des Landes gelegenen Region Galicien, ist nicht viel übrig. Wo noch vor wenigen Wochen Wälder zum Wandern luden, ragen schwarze verkohlte Stämme in den Himmel. Über 50.000 Hektar fielen diesen Sommer Waldbränden zum Opfer.

Sechs Dörfer und ein Campingplatz wurden evakuiert. Rauchschwaden verdunkelten den Himmel selbst in den Städten Vigo und Pontevedra. Die gesamte Atlantikhalbinsel Barbanza wurde verwüstet. Im Nationalpark Xures konnten die Löschmannschaften das Feuer gerade noch eindämmen, bevor es auch das Herz des Naturparadieses und die Tiergehege verschlang. Ein Arbeiter kam dabei ums Leben.

Für den Chef der Regionalregierung Xunta de Galicia, den Konservativen Manuel Fraga, war es „der schlimmste Sommer“ seit langem. Über 1.000 Feuer wurden bisher gezählt. An einem Tag Mitte August brachen 400 Brände gleichzeitig aus. Für die regionale Umweltschutzbehörde besteht kein Zweifel: „In 93 Prozent der Fälle handelt es sich um Brandstiftung.“ Vieles deutet darauf hin, daß zumindest ein Teil der Täter dabei organisiert vorgeht. So standen eben erst gelöschte Wälder plötzlich wieder in Flammen. Schwere, auf die Fahrbahn gerollte Felsbrocken versperrten an einigen Brandherden den Löschmannschaften den Weg.

Dem Tourismus haben die Feuer schwer geschadet. Die Bürgermeister der am meisten betroffenen Zonen fordern finanzielle Unterstützung von der Regionalregierung.

Bis heute werden hinter vielen Brandstiftungen wirtschaftliche Interessen vermutet. So wurden diesen Sommer in nordspanischen Katalonien zwei Täter verhaftet, die zuvor über einen Zeitvertrag in einem örtlichen Sägewerk verfügt hatten, das erst vor wenigen Jahren zur Verarbeitung von Brandholz aus der Region errichtet worden war. Arbeitsbeschaffung mit dem Streichholz vermuten die Ermittler. 95 Prozent der Stämme der abgebrannten Bäume sind meistens noch als Bauholz oder als Rohstoff für die Papier- und Spanplattenherstellung zu gebrauchen. Und Brandholz schlägt nur mit einem Drittel dessen zu Buche, was frischgeschlagenes Holz kostet.

Auch die betroffenen Waldbesitzer haben nicht schlecht an der Naturkatastrophe verdient. Verkohlte Waldflächen wurden zu Bauland erklärt und erzielten so ein Wielfaches ihres ursprünglichen Wertes. Wo wiederaufgeforstet wurde, geschah dies anstatt mit langsam wachsenden Bäumen mit Eukalyptus, dessen Holz in nur 20 Jahren schlagreif und hauptsächlich in der Papierindustrie Verwendung findet.

Die mehr oder weniger offen Beschuldigten weisen die Verdächtigungen jedoch zurück. Die Regionalregierung wolle nur von der eigenen Unfähigkeit bei der Brandbekämpfung ablenken. Die 6.000 Mann starken Löschmannschaften gingen völlig unkoordiniert vor. Sie wären schlecht ausgebildet und ausgerüstet.

Nicht nur das macht es den Brandstiftern leicht. Dank der systematischen Vernachlässigung der Wälder breiten sich die Feuer rasend schnell aus. Heute leben in Spanien nur noch neun Prozent der Bevölkerung auf dem Land. Keiner rodet mehr das zunehmende Unterholz oder sammelt die Unmenge von herabgefallenen Ästen. Die eigens als Feuersperren angelegten Schneisen verfehlen deshalb oft ihre Wirkung. Reiner Wandler

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