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Klinikum Buch bedarf dringend der Pflege

■ Senatsverwaltungen streiten seit Jahren um Zukunft des Klinikums

Ein Krankenhaus in privater Trägerschaft mit 855 Betten, die allesamt in einem Neubau in der Nähe des Max-Delbrück-Centrums für molekulare Medizin (MDC) am Lindenberger Weg untergebracht sind – so stellt sich das Krankenhaus-Spargutachten die Zukunft des bislang städtischen Klinikums Buch vor. Um diese streiten sich, seit Jahren schon, die Senatsverwaltungen für Gesundheit und Wissenschaft. Das Resultat: In Buch, wo dringend saniert und modernisiert werden muß, passiert nichts. In der kommenden Woche wird nun eine vom Senat eingesetzte Arbeitsgruppe Empfehlungen zur Neubauplanung und Sanierung des Großklinikums vorlegen. Dann steht endgültig eine politische Entscheidung an.

Das Medizindorf Buch, das zu DDR-Zeiten mit über 4.000 Betten als „größtes Krankenhaus Eurasiens“ galt, hat bereits wie kein zweites Krankenhaus in Berlin abgespeckt. Heute gibt es an der Wiltbergstraße noch 1.250 Betten. Gesundheitsstaatssekretär Detlef Orwat (CDU) will dort ein städtisches Krankenhaus. Zunächst forderte er – trotz Bettenüberhangs – 1.200 Betten, später lenkte er bei 850 ein. Nach seinen Plänen, die auch von der Klinikleitung favorisiert werden, soll an der Wiltbergstraße in einem Neubau ein Interventionszentrum mit Operationssälen und Intensivbetten für alle Abteilungen entstehen. Der Pflegebereich soll weiterhin in den zum Teil denkmalgeschützten Altbauten untergebracht werden. Die Wissenschaftsverwaltung will dagegen den Neubau in der Nähe des MDC, Luftlinie etwa einen Kilometer entfernt. Auch die Charité will ihren Einfluß in Buch sichern. Zur Charité gehören dort derzeit 250 Betten für Krebs- und Herzkranke in den Spezialkliniken Robert Rössle und Franz Volhard.

Im Mai setzte Orwat einen Senatsbeschluß nach seinem Wunsch durch. Doch dieser hatte nur wenige Wochen Bestand, dann schritten die Krankenkassen ein. Anders als im Westen, wo Investitionen im Krankenhausbau allein vom Land bestritten werden müssen, gilt für die neuen Länder bis zum Jahre 2004 eine Sonderregelung: Hier übernehmen Bund, Land und Kassen je ein Drittel der Kosten. Das Land spart so Geld, kann aber nicht mehr ohne die Kassen entscheiden. Diese favorisieren für Buch einen privat finanzierten zentralen Kompaktneubau, den die „Rhön Klinikum AG“ errichten und privat betreiben will. Die zum Teil denkmalgeschützen Altbauten stünden leer.

Je weiter die Zeit fortschreitet, desto wahrscheinlicher wird die letztgenannte Variante. Denn weil die Drittelfinanzierung für Krankenhausbauten zeitlich begrenzt ist, wächst die Gefahr, daß Berlin beim Neubau eines städtischen Krankenhauses schließlich doch einen sehr großen Batzen der Kosten übernehmen muß. Die „Rhön Klinikum AG“ aber will den Neubau komplett finanzieren. Sabine am Orde

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