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Kaiser im Kanal

■ Hinter die Mauern luschern: Am Sonntag ist „Tag des offenen Denkmals“

An einem Sonntag im September öffnen sich seit 1993 die Pforten zu sonst nicht zugänglichen Gebäuden und versteckten Schätzen in Stadt und Land. Zum sechsten Mal gibt am kommenden Sonntag dieser europaweite „Tag des offenen Denkmals“ Gelegenheit, hinter sonst verschlossene Mauern zu gucken; zudem soll das Ganze auch um Verständnis für den oft kostenintensiven Erhalt des geschichtlichen Erbes werben.

Diesmal sind in 16 Hamburger Stadtteilen 20 Denkmäler zu besichtigen, vom dem Renaissance- Fährhaus in Zollenspieker bis zur ehemaligen Schokoladenfabrik in der Wendenstraße, von der Galerie-Holländermühle am Kirchwerder Mühlendamm zum Krematorium in Ohlsdorf, von der Villa Elbchaussee 354 bis zu den Ex-Rüstungsbetrieben in Langenhorn, der Bergedorfer Sternwarte bis zum Herrensaal der Jacobikirche mit seiner barocken Ausmalung.

Kirchen, Kontorhäuser und romantische Gärten sind akzeptierte Denkmale, bei der Kanalisation ist dies schon anders. So ist der Zugang zur Düker Lombardsbrücke und zum Pumpwerk St. Pauli diesmal besonders ungewöhnlich. Ein gemauerter enger Gang, der vom historischen „Dampfbootwartezimmer“ der Alsterschiffahrt von 1870 ausgeht, führt tief unter der Fahrbahn der Lombardsbrücke zu den restaurierten Sperrtoren. Hier wird die Leistung sichtbar, die in dem 1842 vom englischen Ingenieur Lindley begonnenen System steckt, das älteste auf dem Europä-ischen Festland. Ein technisches Denkmal mit Geschichte: 1877 ließ sich sogar der spätere Kaiser Wilhelm II. von hier aus unterirdisch auf dem Abwasser zum Hafen fahren. Hajo Schiff

Programme liegen aus oder können mit frankiertem Rückumschlag bestellt werden: Stiftung Denkmalpflege, Dragonerstall 13, 20355 Hamburg

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