: Alles Waschlappen
■ Wer mit Bällen, Ringen und Karten wäscht, kann angeblich jede Menge Waschmittel sparen / ÖKO-TEST hat die Wundermittel ausprobiert
Es war einmal eine Gruppe von kleinen Firmen. Die wollten den Waschmittelmarkt umkrempeln und den Herren über Persil, Ariel und Dash das Wasser abgraben. Die kleinen Leute, so versprachen sie, könnten Säcke voll Silbermünzen sparen, und sogar die Umwelt sollte einen Nutzen haben. Ins Feld zogen die Kämpfer mit Bällen, Ringen, Kugeln und Karten, sogenannten Waschhilfen, die Pulver (fast) überflüssig machen sollten.
ÖKO-TEST wollte genau wissen, ob die wundersamen Helfer Entlastung für die Umwelt bringen. Dabei zeigte sich: Alle Produkte sind „nicht empfehlenswert“.
Angeboten werden zum einen Hilfsmittel, die eine mechanische Wirkung haben sollen. Dazu gehören beispielweise die Wash-A-Balls der Firma Hergt Umwelttechnologie – grüne Kugeln, so groß wie Tischtennisbälle – und weiß-rote Plastiksterne, die eine japanische Firma im Angebot hat. Durch sie soll Waschmittel „optimaler verteilt werden, es wirkt tiefer in der Faser, löst durch das Walken besser den Schmutz und unterstützt den Spülvorgang“, lobpreist der Hersteller. So komme man mit der Hälfte Pulver aus.
Gegen diese noch recht einleuchtende Erklärung haben sich die von anderen Anbietern gewaschen. Einmal sollen wie beim Washing Pad kleine Turmalinkristalle bei der Reinigung helfen, dann wieder Keramikperlen das Wasser „neutralisieren“ oder „destabilisieren“, wodurch es weicher werde, weniger Kalk entstehe und man Waschmittel spare. Die Saubermänner stecken in einem Würfel mit zwölf Seiten aus durchlöchertem Gummi (Ecoperl), in Kugeln aus Plastikgranulat (Clean Doll 21) oder in Plastikringen (Tri-Clean).
Sehr verbreitet sind zudem Waschhilfen, die das Wasser „magnetisch beeinflussen“ sollen. Mit der Clean-Card der Firma Fun-world sollen zwischen 70 und 90 Prozent Waschpulver eingespart werden. Bei Magnopower der Firma Alva stecken die Magneten in einer durchlöcherten grünen Kunststoffkugel.
Fast alle Firmen mußten passen, als wir sie nach Gutachten fragten, die die Waschleistung ihrer Wundermittel belegen könnten. Einzig die Firma Hergt Umwelttechnologie verfügte über einen Waschtest. Der sagt aus, daß die Wäsche mit der Hälfte der vorgeschriebenen Menge Waschpulver und den Wash-A-Balls fast genauso sauber wird wie mit 100 Prozent.
Das ist zwar richtig, aber letztlich nur ein Beweis dafür, daß die Wundermittel nichts taugen. Das hat die Wäschereiforschung Krefeld (WfK) festgestellt. Beim dort ansässigen WfK-Institut für Angewandte Forschung haben wir acht Waschhilfen testen lassen. Die Kugeln, Ringe, Bälle und Karten sollten zeigen, daß sie keine Waschlappen sind.
In einem Durchgang wurde Wäsche nur mit Wasser, in einem zweiten mit der vorgeschriebenen Menge eines handelsüblichen Vollwaschmittels gewaschen. Dann kamen nur die einzelnen Waschhilfen in die Trommel, anschließend kombiniert mit der Hälfte der vorgeschriebenen Waschmittelmenge. Zuletzt wurde nur mit 50 Prozent Pulver gewaschen.
Die Waschforscher stellten fest, daß die Waschhilfen allein allesamt so gut bzw. so schlecht wie reines Wasser waschen. Sie zeigten eine gute Waschleistung, wenn sie zusammen mit 50 Prozent Pulver in die Trommel kamen. Doch auch ohne Waschhilfe, aber mit reduzierter Pulvermenge, war die Wäsche fast ebenso sauber wie mit der vollen Menge. Im Klartext: Waschhilfen sind überflüssig. Das erfreuliche Zusatzergebnis: Um reine Wäsche zu erhalten, reichen 50 Prozent der üblicherweise vorgeschriebenen Waschmittelmenge aus.
Die Befürchtung, daß beim Waschen mit erheblich weniger Pulver die Heizstäbe verkalken, kann ÖKO-TEST-Berater Dr. Dieter Wundram nicht bestätigen. „In den Vollwaschmitteln, die heutzutage noch in den meisten Haushalten verwendet werden, und auch in Bunt- oder Colorwaschmittel sind bis zu 30 Prozent Wasserenthärter enthalten.“ Diese Menge reiche auch bei halber Dosierung aus.
Welche Waschmittel „empfehlenswert“ sind, steht in der ÖKO-Waschküche, die es beim ÖKO-TEST-Leserservice, Stichwort ÖKO-Waschküche, Postfach 900766, 60447 Frankfurt kostenlos gegen eine Mark in Briefmarken für das Rückporto gibt.ÖTM
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