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Alle wollen nur das Beste

■ Ein Podium zum Hamburger Städtebau: Am Thema vorbei zum Schwarzen-Peter-Spiel geredet

Was den Menschen drängt, das bricht sich seinen Weg in die Öffentlichkeit, auch wenn das Thema ein ganz anderes ist. Gerade auf Podien mit geübten Selbstdarstellern wird rasch über das gesprochen, was diese oder den lautesten von ihnen momentan wichtig erscheint. So auch bei der Eröffnungsdiskussion zu der Vortragsreihe Architektur und Städtebau der Wiederaufbaujahre: Verpflichtendes Erbe oder Last?. Denn anstatt nach Kontinuität und Brüchen zwischen den 50ern und heute zu forschen, verbrachten die Eingeladenen die Zeit primär mit aktuellen, zugegeben wichtigen Themen.

Zwar bemühte sich Christian Farenholtz, seit 40 Jahren in der Hamburger Bauwelt aktiv, in seinem Eingangsreferat noch um die Weisung eines Gesprächsweges – wobei auch bei ihm Kritik an der aktuellen Stadtentwicklungspolitik überwog. Doch danach fand sich die Diskussion mit Architekten, Investoren und Wissenschaftlern schnell bei heute drängenden Fragen wie fehlende Wettbewerbe, miserable Architektur im Wohnungsbau sowie Fehlersuche für die permanent scheiternde Hamburger Stadtentwicklungspolitik. Und da gab es dann Statements, die überliefert gehören.

Insbesondere Oberbaudirektor Egbert Kossak, gewieft darin, Vorgänge, an denen er an leitender Stelle mitgewirkt hat, so vernichtend zu kritisieren, als hätte er nichts damit zu tun, ließ aufhorchen. So prophezeite er, daß Hamburg mit dem Bau von Allermöhe auf dem besten Weg zu „einer nationalen Blamage“ sei (hört, hört!). Schuld daran habe aber allein die Wohnwirtschaft, gegen die man freie Architekten und Wettbwerbe nicht durchsetzen könne. Daran erinnert, daß es sich in Allermöhe um ehemaligen Staatsgrund handelt, dessen Verkauf man mit Auflagen hätte verbinden können, wurde der Buhmann weiter an die Liegenschaft gereicht, die das verhindere. Daß eine starke Stadtentwick-lungspolitik von Berlin bis Wien an unzähligen Beispielen gezeigt hat, daß Qualität im Wohnungsbau der Alltag sein kann, muß ja einen Hamburger Oberbaudirektor nicht zur Selbstkritik animieren.

Auch die Reden des SAGA-Chefs Hartmut Brosius seien zur späteren Erinnerung hier festgehalten. Die Schuld an der mangelnden Qualität des Hamburger Wohnungsbaus schob dieser auf die Stadtpolitik und erklärte, daß neue SAGA-Management sei bestrebt, Wohnhäuser zu bauen, die durch flexible Grundrisse und architektonische Klasse „eine gute Behausung für den ganzen Tag schaffen“.

Soziologe Jens Dangschat forderte mal wieder zu Recht Bürgerbeteiligung statt Anhörungs-Farcen, Robert Vogel wollte bessere Architekten und schlußendlich wünschten sich alle solidarisches Handeln aller Beteiligten für eine lebenswerte Stadt ohne Armut jeder Art. Bravo! Till Briegleb

Vorträge zum Thema folgen jeden Mittwoch, 18 Uhr, im Museum für Hamb. Geschichte; Programminformation beim BDA

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