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Konservatives Weltbild

■ betr.: „Liebling Kreuzberg“ (Por trät Christian Ströbele), taz vom 8.9.98

Als aufmerksamer Leser der taz durfte man über Jahre hinweg die Wandlungen von Mariam Lau verfolgen, bis hin zu einer Haltung, die sie vermutlich als postmodern-ideologiefrei (o.ä.) versteht, die sich im Grunde aber von einem ganz normalen konservativen Weltbild nur noch wenig unterscheidet.

Immerhin: Eine altgediente Konservative hätte ihre Angriffe auf Christian Ströbeles linke Positionen vermutlich offener und politischer vorgetragen, nicht so fein-, scharf- und hintersinnig, wie Mariam Lau das versucht.

Aber, wie die Dialektik es so will, auch das hat sein Gutes: Wie hätten wir sonst erfahren, daß uns im kleinen Berliner Kreuz- und Schöneberg ein neuer Rousseau geboren wurde? Den wir sogar in den Bundestag schicken können (Und keine Angst: Die Gefahr, daß er dort seine Erziehungsdiktatur einführen kann, ist einigermaßen gering!). Andreas Unger, Berlin

Wenn Frau Laus Bild vom Kandidaten Ströbele einigermaßen mit der Wirklichkeit übereinstimmt, ([...] Wir nannten sie immer Mariam „Man mag es oder man mag es nicht“ Niroumand), dann haben mein Freund Ludger und ich nur noch einen Wunsch:

Lieber Herr Ströbele und werte ehemalige Revolutionäre, so sie denn in Parlamente gewählt werden: Es ist ja nett gemeint, aber bitte lassen sie uns dumm. Wir wollen weiterhin „Ereignisfilme“ mit der dazugehörigen Werbung anschauen, über die wir ebenso den Kopf schütteln, wie wir uns unmäßig daran ergötzen. („Whereever men smoke for flavor.“) Was wir ablehnen, ist der sanfte Terror einer kuhwarmen, butterweichen Kaffeekranz-Toleranz, die wir zum Beispiel auf Stadtteilfesten immer nur als äußerst klebrig erfahren haben, wenn sich nämlich total nette Menschen in einen tranceähnlichen Zustand allseitiger Verständnisbereitschaft versenkten. Also: Betreiben Sie Politik und handeln Sie unseretwegen auch in Zukunft stets im Sinne eines allgemeinen Gesetzes. Aber kommen Sie uns mit ihren Vorstellungen vom richtigen Leben nicht zu nahe. Sie und ihre Partei erhalten im Gegenzug zweimal zwei Stimmen. Ehrenwort. Hanns L. Sträuber, Berlin

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