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Expreßzug für Transitreisende

■ ICE-Strecke von Berlin nach Hannover feierlich eingeweiht. In nur einer Stunde und 47 Minuten geht es nun fast ohne Zwischenstopp nach Westdeutschland. Die Ossis dürfen winken

Ein Jahr vor dem Umzug von Parlament und Regierung an die Spree wurde gestern die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke der Bahn zwischen Berlin und Hannover für die Prominenz freigegeben. Für den Publikumsverkehr geht die acht Milliarden Mark teure Trasse erst zum Fahrplanwechsel am 27. September „ans Netz“. Die Hauptstadt und die Expo-Stadt 2000 sind nun auf der Schiene nur noch eine Stunde und 47 Minuten voneinander entfernt, fast eine Stunde weniger als bisher. Vor allem die Bonn-Berlin-Pendler werden davon profitieren.

Knapp sechs Jahren wurde an der 264 Kilometer lange ICE- Trasse gebaut. Ursprünglich war die Streckeneinweihung bereits für 1997 vorgesehen. Der erste ICE, der gestern am Ostbahnhof startete, war zuvor auf den Namen des Widerstandskämpfers „Claus Graf Stauffenberg“ getauft worden.

Die neue Verbindung ist Teil des geplanten europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes, das von Paris und London über Brüssel, Köln, Hannover und Berlin bis nach Warschau und Moskau reichen soll.

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der zu den ersten Fahrgästen gehörte, betonte, daß es sich bei der Neubaustrecke Berlin– Hannover um eine „Investition in eine gute gemeinsame Zukunft der Deutschen“ handle. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Johannes Ludewig, sagte während der Zeremonie, die neue Trasse habe neben ihrem „Symbolcharakter für das Zusammenwachsen Deutschlands“ hohe internationale Bedeutung.

Trotz der „Freude über die Inbetriebnahme“ sieht der verkehrspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Michael Cramer, aber kein Zusammenwachsen Deutschlands durch den ICE. Denn beabsichtigt wird, auch die ICE-Linie Berlin–Braunschweig– Frankfurt am Main–München nicht mehr über Potsdam und Magdeburg zu führen. Erst nach Protesten erklärte sich die Bahn bereit, täglich drei ICE-Züge über Magdeburg fahren zu lassen. Den Ministerpräsidenten von Sachsen- Anhalt und Brandenburg war seinerzeit versprochen worden, daß ihre Landeshauptstädte ICE- Bahnhöfe bleiben würden.

Zudem habe die Bahn AG einen ständigen Intercity-Halt in Stendal, dem einzigen ICE-Bahnhof in den neuen Ländern, abgelehnt, so Cramer. Ähnlich wie früher die Transitreisenden durch die DDR, rauschen die meisten Zuggäste nun ohne Zwischenstopp von Berlin mindestens bis Wolfsburg. Songül Çetinkaya

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