: Größte Investition in der Geschichte Perus
■ Die Wirtschaftsbilanz sieht verheerend aus, aber die Regierung verheißt Besserung
Hamburg (taz) – In dieser Woche wurde in Peru das größte Investitionsprojekt in der Geschichte des Landes besiegelt. 2,5 Milliarden US-Dollar will das aus drei Firmen bestehende Konsortium, mit dem Bergbau- und Energieminister Daniel Hokama an Mittwoch einen Vertrag unterzeichnete, in die Ausbeutung neuer Kupfer- und Zinkvorkommen investieren und dabei mindestens 1.900 neue Arbeitsplätze schaffen. Das als Jahrhundertvorhaben gepriesene Antamina-Projekt soll die Exporte Perus in den nächsten Jahren um 25 Prozent steigen lassen und das ständige Defizit in der Handelsbilanz wettmachen, hofft das peruanische Handelsministerium ungeachtet des weltweiten Verfalls der Rohstoffpreise.
Die positiven Signale, die mit dem Abschluß des Megaprojekts einhergehen, kommen zur rechten Zeit, denn die Wirtschaftsbilanz der Regierung für das erste Halbjahr 1998 war katastrophal ausgefallen: Um 0,4 Prozent schrumpfte die Wirtschaftsleistung, das Handelsbilanzdefizit wuchs sprunghaft.
Die Regierung verweist zur Erklärung auf das Klimaphänomen El Niño, das in den ersten Monaten des Jahres verheerende Schäden in der Land- und Fischwirtschaft des Landes anrichtete. 40 Prozent weniger Fische gingen den peruanischen Fangflotten ins Netz, und die Landwirtschaft hat nicht nur unter Ernteausfällen, sondern auch unter der Zerstörung der Infrastruktur zu leiden. 7.300 Kilometer Straßen wurden unterspült oder durch Geröllawinen verschüttet.
Doch mittlerweile häufen sich die Anzeichen für eine Erholung der peruanischen Wirtschaft, die weniger als in anderen lateinamerikanischen Staaten auf die internationalen Kapitalmärkte angewiesen ist. „Die Makropolitik der Regierung ist vernünftig“, lobt Heinz Mewes, Chefökonom der Deutsch-Lateinamerikanischen Bank in Hamburg. „Und aufgrund der restriktiven Geldpolitik ist Peru gegenüber Devisenspekulationen nicht so anfällig wie seine Nachbarn, weshalb sich die Kursverluste in Lima auch in engen Grenzen halten.“ Zudem verfüge Peru über beträchtliche Devisenreserven, die das zu erwartetende Leistungsbilanzdefizit von 6,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bei weitem überschreiten würden.
Besonders wichtig für das aufstrebende Peru ist denn auch das ungebremste Vertrauen der Investoren. Allein zwischen 1990 und 1997 stieg gemessen am Sozialprodukt die Investitionsquote von 17 auf 24 Prozent. Auch für das folgende Jahr kalkuliert Finanzminister Jorge Baca Campodónico mit Direktinvestitionen in Höhe von 2,8 Milliarden US-Dollar. Vergangene Woche stellte er dem Parlament seinen optimistischen Haushaltsentwurf für 1999 vor. Sechs Prozent Wachstum will die Regierung erreichen – ein schwieriges Unterfangen angesichts der niedrigen Weltmarktpreise für Mineralien, die das Gros der peruanischen Exporte ausmachen.
Die Opposition warf dem Finanzminister vor, der Haushalt sei nur darauf ausgerichtet, die Maschinerie zur Wiederwahl von Präsident Alberto Fujimori im Jahre 2000 zu ölen, statt der Bevölkerung zu nützen. Die bräuchte vor allem Arbeitsplätze. Zwar liegt die offizielle Arbeitslosenquote bei nur acht Prozent, aber die inoffizielle Quote der Unterbeschäftigten beläuft sich auf schwindelerregende 85 Prozent.
Für unabhängige Analysten wie den chilenischen Ökonomen Vitorio Corbo liegt denn auch die vordringlichste Aufgabe der Regierung im Aufbau eines leistungsfähigen Bildungs- und Gesundheitssystems sowie in der Förderung der Landwirtschaft, die bei weitem am meisten Arbeitssuchende aufnehmen könne. Um diese Ausgaben zu finanzieren, muß die Wirtschaft allerdings tatsächlich wieder Wachstumsquoten von sechs Prozent und mehr hervorbringen. Knut Henkel
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