: Eine Nullnummer und 20 Jahre taz
„Mich würde auch schon mal interessieren, was zur Organisationsfrage der Linken zu schreiben. Aber erst 1979 vielleicht“, antwortete Otto Schily im Februar 1978 auf die Frage, ob er sich denn vorstellen könne, für eine neuzugründende linke, radikale Tageszeitung Beiträge zu verfassen. Schily wird nächste Woche als SPD-Rechtsaußen womöglich Bundesinnenminister werden, und auch der taz wurde gerne vorgeworfen, sich mit dem Politestablishment gemein zu machen: „Die Weizsäckerisierung der taz schreitet stetig voran“, bilanzierte schon vor zehn Jahren ein Kritiker.
Als mit Datum 22. September 1978 die taz-Nullnummer erschien, war sie nur eines von vielen alternativen Medienprojekten. Der wöchentlich erscheinende „Informationsdienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten“ wollte „quer zu den Interessen der Manager des Politik- und Publizistiksumpfes“ berichten, der Frankfurter „Pflasterstrand“ griff mit seinem Titel die Losung des Pariser Maiaufstandes von 1968 auf, „Unter dem Pflaster liegt der Strand“. Angekündigt wurden die Anfänge der taz ausgerechnet in der FAZ. 15 Zeilen umfaßt die Meldung und trägt die Überschrift: „Gründet die extreme Linke eine ,überregionale Tageszeitung‘?“ Mario Hentschel
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