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Reinhard Heitzmann: Ständig unter Strom

Wenige Tage vor der Entscheidung in Monte Carlo stand Reinhard Heitzmann unter Strom. „Chinas Offizielle“, verriet der Pressesprecher der Olympia GmbH der „B.Z.“, „tarnen sich sogar als Presseleute. Sie glauben, so kämen sie besser an Informationen ran. Aber wir kennen unsere Pappenheimer.“ Paranoide Zustände gehören offenbar mit zum Geschäft. Gezielte Indiskretionen allerdings auch. Als einige dezent gekleidete Olympiagegner um die bündnisgrüne Abgeordnete Judith Demba im Dezember 1992 in Lausanne noch vor der Übergabe der offiziellen Bewerbung die der NOlympia-Bewegung übergeben wollten, fuchtelte Heitzmann wild mit den Armen: „Die gehören gar nicht zur Delegation.“ Wenige Monate später trat Heitzmann ein zweites Mal zur Indiskretion an. Den Verfasser dieser Zeilen schwärzte er bei den monegassischen Sicherheitsbehörden als „Spion“ an, worauf er am nächsten Tag festgenommen wurde. Offizielle Begründung: Er wäre nicht akkreditiert gewesen, außerdem habe er in Deutschland „Probleme mit der Justitz“, unter anderem wegen diverser Hausbesetzungen.

Diesmal ging Heitzmanns nachrichtendienstlicher Übereifer allerdings nach hinten los. Durch die Verhaftung wurde bekannt, daß neben den offiziellen Bewerbern und einigen Dutzend Olympiagegnern auch der Staatsschutz in Monte Carlo weilte. Mit im Gepäck: dreihundert Fotos und mobile Datensätze. Heute ist Heitzmann Pressesprecher der Bewag.

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