piwik no script img

Lütz Grüttke: Vom Dressman zum Hedonisten

Sein Faible für feine Stoffe ist ihm am Ende zum Verhängnis geworden. Weil er in einer Anzeige in einer Hochglanzzeitschrift im Zusammenhang mit den Olympischen Ringen für den Herren-Konfektionär „Windsor“ geworben hatte, mußte Lutz Grüttke im Dezember 1992 seinen Posten als erster Chef der Olympia GmbH räumen. Widerrechtliche Werbung lautete der Vorwurf – wegen der Ringe. Als Interimsnachfolger wurde der Senatsdirigent Dietrich Hinkefuß nominiert.

Nicht ganz so widerrechtlich, dafür moralisch um so verwerflicher war dagegen der Werbevertrag zwischen Grüttke und seinem Männerfreund Michael Schirner in Höhe von 13 Millionen Mark. Den wollte der Aufsichtsrat der Olympia GmbH, allen voran der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, gerne Grüttke persönlich in die Schuhe schieben. Ein Verfahren der Untreue wurde von der Staatsanwaltschaft später aber eingestellt. Schließlich wäre es die Aufgabe des Ausichtsrats gewesen, zu kontrollieren statt anzuklagen. Der Karriere Grüttkes, der noch als oberster Olympiaboß öffentlich vor der ausländerfeindlichen Stimmung in Berlin gewarnt hatte, tat die Pleite allerdings auch keinen Abbruch. Der frühere IBM-Manager wechselte zur Vebakom und zu o.tel.o und ist heute bei der Dekra zuständig für Konzernkommunikation und Marketing. Für den Hedonismus ist er allerdings noch immer zu haben. Nicht als Dressman, sondern als Sponsor für den Neubau des Tempodrom.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen