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Große Koalition her ...

■ ... denkt Berni Kelb, Buchautor und Ex-KPDler

Bei allen politischen Richtungen in aller Munde: Das Gespenst der Großen Koalition. Sie scheint unvermeidbar. Die kleinen Parteien haben Angst davor, die großen meinen heute, es sei prinzipiell machbar, demokratisch legitim, und habe doch damals recht gut funktioniert. Wie man's nimmt!

Einerseits: Man kann die Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit durch Postenverteilung und Schaffung von Steuervorteilen für die eigene Klientel – das nicht offen erklärte Ziel aller Politik – unter Seinesgleichen ungestört in Hinterzimmern aushandeln, ohne die Wähler weiter befragen zu müssen. Da duzen sie sich doch alle.

Andrerseits: Die aktuelle Folge eines Parlaments ohne Opposition war damals die Entstehung der APO (O-Ton Dutschke: Was wir jetzt brauchen, ist eine Außerparlamentarische Opposition). Nicht gleich von den Wählern, aber von kritischen Geistern als Notwendigkeit erkannt und realisiert. Alles, worauf heutige Linke – gleich welcher Schattierung – stolz sind, geht unter dem Stichwort '68 auf die Große Koalition zurück.

Leider auch so mancher Unsinn, mancher Irrtum, manche Leiche. Aber auch ein Umbruch der Gesellschaft, der ohnedem wohl nicht zustande gekommen wäre. Das scheinen sie alle vergessen zu haben. Selbst die Linken. Mal sehen, was diesmal daraus wird.

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