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Brachiale Bilder

■ Die Vortragsreihe „Kunst und Gewalt“ an der Freien Akademie der Künste

Ob man nun die Zeitlupengrausamkeit eines Peckinpah-Films oder die tänzelnde Mordlust in Pulp Fiction nimmt – Kunst und Gewalt sind verschwistert. Andere Beispiele dafür sind Davids ermordeter Marat oder Picassos Guernica, aber auch der Peter Eisenmans Entwurf für das Holocaust-Mahnmal.. Die Künste arbeiten mit der Gewalt auf jeweils eigene Weise – und transzendieren sie dabei zugleich. Allerdings ist die gegenwärtige Debatte zum Thema befrachtet mit der pauschalen Schuldzuweisung an die visuellen Medien, sie forcierten die gesellschaftliche Disposition zur Gewalt und lieferten Vorbilder, ja praktische Anleitungen zu Gewalttaten.

Hamburgs Freie Akademie der Künste macht nun das Spannungsverhältnis von Kunst und Gewalt zum Gegenstand einer umfangreichen Veranstaltungsreihe. Zusammen mit der Zeit hat sie ein anregendes Programm erarbeitet: Beginnend mit dem Filmemacher Michael Haneke, der mit Bennys Video und Funny Games filmische Studien über die Gewalt gedreht hat, sind Vertreter der verschiedenen Künste zu Vorträgen eingeladen.

Dabei kommen die Bildhauer Jochen Gerz („Die Gewalt der Bilder“, 26. Oktober) und Alfred Hrdlicka (7. Dezember) zu Wort, aber auch Kunsttheoretiker wie der ehemalige Leiter der Hamburger Kunsthalle, Werner Hofmann („Der Künstler – Täter und Opfer“, 9. November), und Philosophen wie Martin Seel („Gewalt als Spiel und Ernst“, 5. Oktober) oder Manfred Schneider („Der Bildersturm der Kunst oder die Gewalt der Überbietung“, 23. November). Ein Beitrag über Musik und Gewalt ist für den Anfang nächsten Jahres vorgesehen.

Doch damit nicht genug. Die Vorträge sollen zudem auch Gewalt gegen Kunst thematisieren, also die Bereiche Zensur und Unterdrückung. Es steht zu hoffen, daß die prominent besetzte Reihe die Kraft aufbringt, die Verengungen des gegenwärtigen Gewaltdiskurses zu öffnen, indem sie die Künstler selbst zum Sprechen bringt.

Frauke Hamann

Heute, 19.30 Uhr: Michael Haneke spricht über Gewalt und Medien, anschließend wird sein Film „Funny Games“ gezeigt; Freie Akademie der Künste, Klosterwall 21. Weitere Infos unter Tel.: 32 46 32

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