Interview: Dagmar Meyer: „Restmenge Radfahrer“
■ Hamburgs Fahrradbeauftragte über miese Pisten und die Pflicht, sie zu befahren
taz: Ihnen müßten doch die Haare zu Berge stehen, auf welch schlechten Wegen sich Hamburgs Radfahrer oft quälen müssen – gesetzlich verordnet.
Dagmar Meyer: Wir haben nun einmal das Problem, daß viele Wege in den fünziger und sechziger Jahren gebaut wurden, als es noch hieß: ,Das Auto setzt sich durch und die paar Radfahrer quetschen wir als Restmenge daneben.' Dementsprechend sehen die Wege auch oft aus.
Aber jetzt haben wir 1998. Müßte nicht endlich dem Radverkehr größere Priorität eingeräumt werden?
Natürlich würde ich mir auch mehr Geld für eine schnellere Verbesserung der Radwege wünschen. Aber wir haben nun einmal nicht die nötigen Mittel. Die Autofahrerlobby beschwert sich im übrigen genauso, daß die Straßen so schlecht seien.
Viele Verbesserungen sind aber keine Frage von Geld, sondern von Raum.
Ich würde mir in der Tat wünschen, daß die Chancen, die die neue Straßenverkehrsordnung hier für die Förderung des Radverkehrs bietet, in Hamburg offensiver genutzt würden. Zum Beispiel, was die Aufhebung von Radwegen oder auch die Freigabe von Einbahnstraßen betrifft – da wäre noch mehr drin. Die Radfahrer sollten Wahlmöglichkeiten haben.
Was ist mit Radspuren auf den Fahrbahnen?
Da setzt uns die Straßenverkehrsordnung noch oft Grenzen. Hier hätte ich mir mehr Verbesserungen von der Novelle gewünscht. Zum Beispiel, daß man Schutzstreifen auch auf stärker befahrenen Straßen einrichten kann. Damit könnten wir in Hamburg viel erreichen.
Solange müssen sich die Radfahrer weiterhin auf 80 Zentimeter breiten Wurzel-Pisten drängeln?
Ich könnte mir vorstellen, daß man jetzt genau beobachtet, wie sich die Umsetzung der Novelle auswirkt. Vielleicht läßt sich dann auch die Benutzungspflicht für einige schlechte Radwege wieder aufheben – bei jenen, die sich nicht verbessern lassen. Fragen: hedi
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