piwik no script img

■ Mit der Spielwarenbranche auf du und duTeure Fracht

Nürnberg (taz) – Zwar warten auch die Spielwarenindustrie und der Handel auf eine Belebung der schwächelnden Inlandsnachfrage in Deutschland, doch weitaus mehr Sorgen bereiten den Importeuren die Frachtraten und die Brüsseler Bürokratie.

Auf dem Herbsttreff der Branche berichteten Verbandsvertreter über stagnierende Umsätze und deutliche Verschiebungen in den Warengruppen. So brachten im ersten Halbjahr 1998 erstmals Videospiele, hauptsächlich von Nintendo und Sony, mit rund 350 Millionen Mark den Hauptumsatz und ereichten einen Marktanteil von 18 Prozent.

Die Kosten steigen deutlich durch ständige Erhöhungen der Frachtraten, sagt Walter Mackholt vom Verband des Spielwaren-Groß- und -Außenhandels. Weil die asiatischen Tigerstaaten ihre Einfuhren bei Industriegütern stark gedrosselt haben, komme es zu „unpaarigen Verkehrsströmen im Seeverkehr“. Das Containerangebot ist knapp, und die Reeder haben 1998 bereits dreimal die Frachtraten erhöht. Die nächsten Steigerungen sind für Januar und April 1999 angekündigt. Damit, so schätzt Mackholt, würden die Importpreise der Spielwaren um 7 bis 8 Prozent steigen.

Gerade bei großvolumigen Spielwaren, so Branchenexperten, eröffnen sich dadurch neue Marktchancen für Spielzeugproduzenten in Osteuropa oder Deutschland. Denn die Preisvorteile der Herstellung in Asien werden durch die hohen Frachtraten stark reduziert. Corinna Printzen vom Verband der Spielwaren-Industrie kommt bei einem Preisvergleich zum Schluß, „daß unter Berücksichtigung aller zusätzlichen Konditionen, die dem einheimischen Lieferanten abgerungen werden, und aller zusätzlichen Kosten, die entstehen, bis die fernöstliche Ware hier ist, die Wettbewerbsfähigkeit selbst dann noch gut ist, wenn man nur die Preis-Elle anlegt.“

Zusätzliche Kopfschmerzen bei Importen aus China bereiten den Spielwarenhändlern die bürokratischen Hürden der EU. Zwar wurden die Einfuhrrestriktionen zum 1.1.1998 aufgehoben, doch Importeure müssen bei wichtigen Produkten wie Plüschtieren, Modellautos oder Modellfiguren alle Geschäfte anmelden. Durch die Entscheidung, die Einfuhrbeschränkungen aufzuheben, waren die EU- Behörden einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes zuvorgekommen. Da Spielzeugteile schon seit 1997 uneingeschränkt importiert werden durften, ist die Wettbewerbsgleichheit von Industrie und Handel wiederhergestellt. Horst Peter Wickel

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen