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■ Statt GebührenSpaniens Fernsehen geht beim Volk betteln

Haben Sie 300.000 Mark zuviel? Warum legen Sie Ihr Erspartes nicht im Medienbereich an? Keine Angst, das ist nicht schon wieder Werbung für die taz-Genossenschaft. Das Angebot ist lukrativer: Die staatliche spanische Rundfunk RTVE gibt Obligationsscheine aus. Mindesteinsatz sind 25 Millionen Peseten – umgerechnet 300.000 Mark –, verzinst mit 4,6 Prozent auf zehn Jahre. Ein gutes Angebot in Zeiten fallender Zinsen, da die Banken gerade noch 3,25 Prozent auf ein Jahr geben. Insgesamt soll die Operation, die von der Madrider Sparkasse und dem spanischen Ableger der deutschen Commerzbank abgewickelt wird, 60 Milliarden Peseten (714 Millionen Mark) einbringen, um den Betrieb der Anstalt für ein Jahr zu sichern. Wenn die Obligationsscheine auf dem Finanzmarkt Anklang finden, sollen für weitere 360 Millionen Mark Schuldscheine gedruckt werden.

Insgesamt steht RTVE mit rund 7 Milliarden Mark in der Kreide. Bis Ende 1999 werden es gar 9 Milliarden sein – unumstrittener europäischer Rekord. Da es in Spanien keine TV-Gebühren gibt, muß sich die öffentliche Anstalt ausschließlich über Werbeeinnahmen finanzieren. Eigentlich soll sie hauptsächlich von staatlichen Zuwendungen leben. Doch die hatte die konservative Regierung vor zwei Jahren kurzerhand fast vollständig abgeschafft. Seither lebt RTVE bei den Banken auf Pump. „Die Fähigkeit, uns so stark zu verschulden, zeigt die Stärke unseres Unternehmens“, biegt RTVE-Chef Fernando López-Amor die roten Zahlen zum Erfolg um.

Stolz verweist er auf britische Finanzprüfer, die den Obligationen bescheinigen, so sicher zu sein „wie die des spanischen Königreiches“ – aber nur, weil dieses für die Schulden geradestehen muß. Nach Studien des Rechnungsprüfungsamtes war der Sender schon 1995 technisch bankrott. „RTVE steht blendend da, und die Zukunft wird noch besser“, schwärmt López-Amor unbeirrt. Er will weiter ins private Digital-TV Via Digital investieren – sein Beitrag: ein Stierkampfkanal.Reiner Wandler

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