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Kompromißlose Jugend

■ Weniger Ausbildungsplätze in Hamburg gemeldet. Kammer trotzdem zufrieden

Rund 650 Jugendliche, die im Herbst eine Ausbildung beginnen wollten, müssen sich ihre Zeit anders vertreiben. Es gibt nicht genug Plätze in Hamburg; die Zahl der beim Arbeitsamt gemeldeten Lehrstellen ist 1998 erneut gesunken, um 5,4 Prozent auf 9.844 Angebote. „Wir hecheln den steigenden Bewerberzahlen hinterher“, bedauerte gestern Hans-Otto Bröker, Leiter der Berufsberatung des Hamburger Arbeitsamtes.

Statistisch gesehen drängen sich 100 Lernwillige um 88 Ausbildungsplätze, und dann sind die Jugendlichen noch anspruchsvoll, kritisierte Bröker: „Viele Bewerber mit unterdurchschnittlicher Qualifikation sind nicht bereit, Kompromisse einzugehen, die ihrer Leistung entsprechen.“

Statt dessen unterliegen Berufe streng der Mode. Koch zu werden, Tischlerin oder Automechanikerin beispielsweise ist derzeit „in“. Die Masse drängt in diese Jobs, und schon nach kurzer Zeit brechen viele ihre Ausbildung wieder ab. Andere Betriebe, deren Berufe als weniger sexy gelten, haben Probleme, Azubis zu bekommen. „Wir haben eine große Zahl von stornierten Stellen, weil die Unternehmen keine geeigneten Bewerber finden“, erklärt Bröker.

Das ändert sich noch, vermutet die Hamburger Handelskammer. „Wir werden bis Ende des Jahres noch Meldungen über abgeschlossene Verträge bekommen“, bleibt Hubert Grimm, zuständig für Ausbildung, gelassen. Derzeit bietet seine Kammer 7100 Lehrstellen an, 400 mehr sollen es noch werden. Damit liegen die Handelsbetriebe zwar höher als 1997, aber immer noch um einiges unter den Zahlen der 80er Jahre. „Dennoch: Die Talsohle ist durchschritten“, so Grimm.

Auch wenn es laut Statistik schwerer geworden ist, eine Lehrstelle zu ergattern – der Weg dahin ist seit gestern immerhin weniger formalistisch. In den Arbeitsämtern der Bezirke und im Berufs-Informations-Zentrum stehen Computer, in die Betriebe schon rund 1200 Stellen für 1999 eingegeben haben. Jugendliche können so nach Jobs suchen, ohne wie bisher erstmal zur behördlichen Beratung gehen zu müssen. Judith Weber

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