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Qualmen und bumsen (bis der Body ausbrennt)

■ Die neuste Staffel der ZDF-Reihe „Fernsehfilm der Woche“ startet mit einer Komödie, die eigentlich schlicht „Männer!“ heißen müßte („Auch Männer brauchen Liebe“, 20.15 Uhr, ZDF)

Ach ja, wer braucht sie nicht, die Liebe? Aber wir wollen nicht kleinlich sein. Schließlich ist der adäquate Titel für diesen Film, nämlich „Männer!“, bereits und bis auf weiteres durch Doris Dörrie besetzt, und das statt dessen gewählte Substitut eigentlich der einzige Lapsus.

Tatsächlich hat es die Österreicherin Gabriela Zerhau, deren preisgekrönter „Neffe“ vor drei Wochen erst als „Fernsehfilm der Woche“ zu goutieren war, faustdick hinter den Ohren. „Ich liebe sie ja, diese Männer“, beteuert sie, ungefragt, immer wieder – und hat sie, in der Gestalt von Dominic Raacke und Uwe Ochsenknecht, sich gnadenlos als Suchtkranke entblößen lassen, als jene notorischen Jäger und Sammler, als die mann sich unter den aberwitzigsten Vorwänden so ausnehmend gerne geriert.

Ochsenknecht in der eher bürgerlichen Variante des gutsituierten Anwalts Peter, der Familienleben mit Frau und Kindern in nobler Hütte um keinen Preis missen, doch zum vollkommenen Männerglück auf (wechselnde) Geliebte genauso wenig verzichten will – was natürlich einen Haufen Probleme macht. Raacke als Barpianist Harry in der offeneren Bohemien-Spielart des ewigen Casanova, der nur bewährte Notenfolgen wie (natürlich!) „As time goes by ...“ aus den Tasten perlen zu lassen braucht, damit ihm eine Lady in Red nach der andern in die Kissen sinkt.

Frau und (bereits erwachsene) Kinder haben ihm genauso wie nachfolgende Gemahlinnen und Gespielinnen längst den Stuhl vor die Tür gesetzt, doch er qualmt und schluckt und bumst so lange weiter rum, bis ihn sein Body schließlich ausbremst.

Da endlich merkt Harry mal auf, er hört auf ihn und seinen Doktor: Wasser statt Whisky, Salmis statt Zigaretten, absolute Askese – und Suchttherapie. Fürchterlich. Und ziemlich komisch. Denn gerade da muß er seinem Freund Peter zuliebe dessen neueste Geliebte Alma, eine russische Dolmetscherin (Sophie von Kessel) scheinheiraten, damit sie nicht ausgewiesen wird. Während sich Alma-Sophie als sanft-starke Lehrmeisterin in Sachen Menschlichkeit erweist, legt Regisseurin Zerhau, die – wie immer – auch das Drehbuch schrieb, gewitzt eine ganze Reihe falscher Fährten. Happy-End oder nicht? Ändert es sich eigentlich nie zwischen Männern und Frauen? – Es darf schon mal geraten werden, was Harry am Ende auf dem Piano intonieren wird ...

Mit der Premiere von Zerhaus Männerwerk eröffnet das ZDF seinen Herbst/Winter-Spielplan, auf den ZDF-Fernsehspiel-Chef Hans Janke sehr stolz ist. Einer weiteren Erstausstrahlung, dem Thriller „Vorübergehend verstorben“ von Sigi Rothemund nächsten Montag, folgt eine ganze Reihe meist hochkarätig besetzter, preisgekrönter Filme, die vor ein paar Monaten schon die arte-Weihen erhielten – darunter Sibylle Tafels „Falsche Liebe“, „Die Beischlafdiebin“ von Christian Petzold, „Reise in die Nacht“ von Matti Geschonnek oder Sandra Nettelbecks „Mammamia“. Ulla Küspert

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