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Unterm Strich

Taslima Nasrins schwerkranke Mutter hat um Verzeihung für ihre von islamischen Fundamentalisten in Bangladesch bedrohte Tochter gebeten. „Ich appelliere an alle, meiner Tochter für die Verletzung der Gefühle von Moslems zu verzeihen“, erklärte die 60 Jahre alte Eid ul Ara in einer am Samstag in der Hauptstadt Dhaka veröffentlichten Pressemitteilung. „Ich bin eine sterbende Frau und bete zu Allah für die Sicherheit meiner Tochter“, sagte Ara, die Medienberichten zufolge an Krebs leidet. Hohe islamische Geistliche wiesen den Appell zurück. Allein Allah könne Nasrin vergeben, sagte der Mufti Fazlul Huq Amini.

Für Nasrin, die seit ihrer Rückkehr nach Bangladesch untergetaucht ist, wäre es lebensgefährlich, ihr Versteck zu verlassen, weil Fanatiker ihren Tod fordern und radikale Geistliche eine Belohnung von 8.000 Mark für ihre Ermordung ausgesetzt haben sollen. Am Freitag demonstrierten etwa 2.000 Moslems in Dhaka, sie durchbrachen die Absperrungen der Polizei und riefen „Tod für Taslima“. Die Polizei setzte Tränengas ein, 55 Menschen wurden bei den Zusammenstößen verletzt. Die Regierung von Bangladesch hat zugleich die Islamisten und die feministische Autorin verurteilt.

Politisches Theater: Das Ensemble des Deutschen Nationaltheaters Weimar hat am Samstag gegen den geplanten Theaterverbund mit Erfurt protestiert. Auf Transparenten versicherten sie: „1999 Weltklasse – 2000 Kreisklasse für Weimar“, „Theater tut not“ und „Wir haben fertig“. Künftig sollen am Ende jeder Vorstellung auch Protestresolutionen verlesen und Unterschriften gegen den Theaterverbund gesammelt werden. In der Resolution des Ensembles heißt es: „Mit einer Fusion beugen sich die verantwortlichen Politiker kurzfristigen Sparzwängen und zerstören langfristig und unwiederbringlich eine Theatertradition, die es als in Deutschland einmalig zu erhalten gilt.“

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