: Der Transrapid ist kein Jobwunder
Die Magnetschwebebahn sollte 18.000 Arbeitsplätze garantieren, hieß es bisher aus dem Verkehrsministerium. Doch die Hälfte davon hat gar nichts mit dem Projekt zu tun, zeigt eine Studie ■ Von Bernhard Pötter
Berlin (taz) – Das Versprechen, besonders viele neue und sichere Arbeitsplätze zu schaffen, kann der Bau einer Transrapidstrecke zwischen Hamburg und Berlin nicht einlösen. Denn durch den Bau der Strecke selbst entstehen zwar etwa 18.000 Arbeitsplätze, wie bisher vom Bundesverkehrsministerium behauptet. Doch knapp die Hälfte dieser Jobs entstehen gar nicht durch Bau des Transrapids, sondern indirekt durch den Konsum der Transrapid-Arbeiter. Diese Arbeitsplätze aber würden auch bei jeder anderen staatlichen Subvention in der geplanten Höhe von etwa neun Milliarden Mark entstehen. Das ist das Ergebnis einer Berechnung des Instituts für Straßen- und Schienenverkehr an der Technischen Universität Berlin.
Die Diplomarbeit aus dem Jahr 1995 mit dem Titel „Beschäftigungseffekte infolge der Magnetschnellbahn Transrapid“ weist die Sicherung oder Erhaltung von insgesamt 18.000 Arbeitsplätzen beim Bau der Strecke nach. Mit dieser Zahl hatte das Bundesverkehrsministerium bisher immer argumentiert. Doch die Arbeit belegt auch, daß „54 Prozent durch die Produktion des Infrastrukturprojekts zustande (kommen), 46 Prozent werden durch die Verausgabung der bei der Produktion geschaffenen Einkommen induziert“. Das heißt, fast die Hälfte der Arbeitsplätze entsteht, weil die Transrapid-Arbeiter ihren Lohn ausgeben. In den betroffenen Ländern verbleiben demnach nur 40 Prozent der Jobs.
Auch der Betrieb des Transrapids hat nach der Untersuchung weit weniger direkte Arbeitsplatzwirkungen als bisher angenommen. Zwar werden etwa 4.000 Jobs für Wartung und Betrieb der Schwebebahn während des 40jährigen Betriebs gebraucht, doch 2.000 dieser Arbeitsplätze sind wiederum „einkommensinduziert“. Wirklich an das Projekt gebunden sind nur 2.200 der Arbeitsplätze, heißt es in der Studie.
Gegen diese Arbeitsplatzgewinne listet die Studie die Jobverluste auf, die durch die Einschränkungen beim Bahn- und Flugverkehr entstehen würden. Demnach fallen allein bei der Bahn „über 1.000 Arbeitsplätze“ weg, bei den Fluglinien etwa 160. Die Effekte auf den Straßenverkehr, etwa bei Busfahrern, sind nicht berechnet. Die Deutsche Bahn AG kalkuliert auf der Schienenstrecke Berlin– Hamburg durch den Transrapid mit einem Verlust von 300 Millionen Mark jährlich. Der verkehrspolitische Sprecher des BUND, Peter Westenberger, rechnet daher „mit einer Gefährdung von 3.000 Arbeitsplätzen bei der Bahn“. Die Planungen müßten nun revidiert werden.
Auch die TU Berlin selbst warnt davor, mit den prognostizierten 18.000 Arbeitsplätzen zu rechnen. „Diese Arbeit war nicht dazu bestimmt, in der politischen Diskussion gebraucht zu werden“, heißt es lapidar aus dem Institut für Straßen- und Schienenverkehr. „Für eine genaue Beurteilung müßten die Zahlen und Berechnungen noch einmal überprüft werden.“
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