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Eigentümlich –betr.: „Die Jungs, ihre Freundinnen und ,Die' taz hamburg vom 7.10.98

In diesem Artikel drückt sich eine eigentümliche sprachliche Haltung aus, die gar nicht erst versucht, die extreme Traumatisierung einer über 6 Stunden andauernden und von mehreren Tätern gemeinschaftlich ausgeführten Vergewaltigung wahrzunehmen. Formulierungen, wie „Rendezvous“ führen erst in die Irre romantischer Assoziationen, um dann in der Stringenz von: zum „Sex“ gezwungen bagatellisiert zu werden.

Der Text ist an vielen Stellen durchzogen von doppelbödigen Ausdrücken und Zitaten, die so kommentarlos aneinandergefügt, immer wieder zu einer sexistischen Wahrnehmungsverschiebung einladen (“auf dem Markt“ als „tolles Mädchen“ gelten; „freue ich mich über jede Biene, die in meine Zelle fliegt“).

Es ist uns nicht bekannt, nach welchen Kriterien über offenbar medienwirksame Gerichtsprozesse berichtet wird. Die langjährige Erfahrung zeigt aber, daß die gängige Praxis der Berichterstattung über Vergewaltigungsprozesse nicht zu einer Enttabuisierung bzw. verminderten Sprachlosikgkeit beigetragen hat. Auch eine reflektierte gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Vergewaltigung / sexualisierte Gewalt im Interesse der weiblichen Opfer wurde bisher nicht erreicht.

Von einer alternativen Tageszeitung wünschen wir uns zumindest einen sorgsamen Umgang mit von Gewalt traumatisierten Frauen und Mädchen.

Dies betrifft auch die von Ihnen hier nur angedeuteten erschwerten Bedingungen heranwachsender Mädchen, auf die nicht näher eingegangen wurde. Denn gerade die Zugehörigkeit nur über „wichtige Freunde“ würde einiges an Anlaß bieten, die offenbar schon im Vorfeld bestandene sexistische Gruppengestaltung näher zu betrachten.

Christine Stegmann, Uta Boyksen, Regina Breutigam, Notruf für

vergewaltigte Frauen und Mädchen e.V., Hohenfelder Str. 28,

22087 Hamburg, Tel. 255566

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