: High-Tech-Computer statt Haushaltsschrott
■ Stadt will wilde Müllkippe am Schulterblatt an Hamburger EDV-Firma verkaufen
Wildes Müllkippen ade – das Rätselraten um die künftige Nutzung der seit 1992 brachliegenden „Brammer-Fläche“ an der Max-Brauer-Allee zwischen Sternbrücke und Schulterblatt ist beendet. Das 7500 Quadratmeter große, städtische Grundstück soll schnellstmöglich an die Hamburger EDV-Unternehmensgruppe Prisma Holding verkauft werden, die hier ihre fünf über ganz Hamburg verstreuten Firmen unter einem Dach vereinen will. Statt schrottiger Fernseher, Waschmaschinen und Autowracks sollen auf dem Altonaer Gelände künftig Computer-Hard- und Software sowie Updates entwickelt werden, Marketing, Multimedia-Publishing und EDV-Beratung stattfinden.
„Die Liegenschaft hat jüngst eine Dispositionsentscheidung zugunsten einer EDV-Firma getroffen“, bestätigt Finanzbehörden-Sprecherin Annette Verhein-Jarren vorsichtig die Absicht der Stadt, ihr Sorgengrundstück – als Eigentümerin steckt sie jährlich fünfstellige Summen in die „Reinigung“ der inoffiziellen Deponie – endlich loszuwerden. „Die Fläche ist sehr attraktiv, aber definitiv entschieden ist noch nichts“, erklärte gestern eine Firmen-Sprecherin gegenüber der taz. Für Curt Zimmermann, Leiter der Altonaer Stadtplanungsabtei-lung, ist das Grundstück dagegen bereits „so gut wie verkauft“: Eine dreigeschossige Büro- oder Gewerbebebauung sei zulässig.
Eine Pleite wie vor zwei Jahren, als ein Autohaus den Kaufvertrag aus „Kostengründen“ in letzter Minute platzen ließ, möchte niemand im Bezirk erneut erleben. Erwartet wird, daß der Verkauf an Prisma – von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft ausgewählt – der Stadt nicht nur das Haushaltsloch stopft, sondern neue Arbeitsplätze beschert. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 150 Menschen.
Während sich die städtischen Finanzchefs schon die Hände reiben, bangen Altonaer BezirkspolitikerInnen um den öffentlich geförderten „Handwerkerhof“, den sie sich auf dem Gelände gewünscht hätten. Den Beschluß der Bezirksversammlung vom Februar konkretisierte jetzt der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Emmel: Ähnlich wie GALier Olaf Wuttke kann er „sich ein überbetriebliches Förderzentrum zur beruflichen Orientierung und Qualifizierung für Jugendliche vorstellen“. Das neue Arbeitsförderungsmodell START solle integriert werden, indem Arbeitskräfte aus dem Beschäftigungspool des Förderzentrums an die Handwerksbetriebe „ausgeliehen“ bzw. dort beschäftigt würden. Eine Kooperation mit den Real- und Hauptschulen Ankiel- und Haubachstraße wird angestrebt.
Ob die Idee Zukunft hat, ist ungewiß: Neben dem Brammer-Gelände ständen zwar weitere städtische Flächen für den Handwerkerhof zur Verfügung, „doch sein Bedarf an sich ist fraglich“, heißt es skeptisch aus der Verwaltung.
Heike Haarhoff
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