Dieser Hund in dir

■ Die Foo Fighters und That Dog im Jahr drei nach Kurt Cobain

1992 hatte Pat Smear noch gut spotten. Seine Platte mit dem schönen Titel So You Fell In Love With A Musician zeigt eine kaum bekleidete Frau mit entrücktem Gesichtsausdruck. Sie ist angekettet. Smear konnte sich seine bissige Branchenkritik erlauben, schließlich veröffentlichte er selbst kruden Hippie-Freistil bei dem großartigen Label SST, der damaligen Sammelstelle aller unkurrumpiert-kreativen Energie. Heute lachen That Dog trotz gesättigter Major-Label-Position über hysterisierten Star-Kult. Das dürfen sie, nicht nur weil sie die Zeiten unwiderruflich verändert haben, sondern weil drei der vier Hunde weiblich und damit in einer ganz anderen Position sind.

Totally Crushed Out, die neue LP des Quartetts um die Töchter des Jazz-Bassisten Charlie Haden, ist ein ebenso reizendes wie kluges Stück Pop. Gebettet in feinsinnige Spannungs- und Melodiebögen singen die New Yorker mit charmanter Zweistimmigkeit von pubertären Nöten, ihr Cover-Mädchen vorm Spiegel ist in steter Selbstbefragung. Von solch gelungener Kombination aus Suche und Leichtigkeit hat sich Smear jüngst entfernt. Indem er dem Ruf folgte, seine Gitarre an der Seite von Dave Grohl zu spielen, hat er die ehrenvolle Existenz als hungernder Independent-Künstler gegen eine Schattenposition in der Welt des großen Männer-Rock eingetauscht. Den gleichen Deal machten Nate Mendel und William Goldsmith, sie verließen die SubPop-Melodiker Sunny Day Real Estate mit der Gewißheit, durch ihre Zusammenarbeit mit Grohl dem Cobain-Fallout nicht entrinnen zu können. Der Weg, auf dem das als Foo Fighters (Foto) debütierende Quartett voraneilt, weist dabei nur oberflächlich eine Verwandtschaft zu That Dog auf. Denn der gut gespielte Kraft-Pop hadert mit dem, wonach die Kämpfer am meisten zu streben scheinen: Leichtigkeit. Statt dessen schöne Songs, radiokompatible Explosionen, Professionalität allenthalben. Musik, die schon unter unzähligen Überschriften eingespielt wurde, sicherlich meist weniger gekonnt. Doch daß eine hundertprozentige Pop-Rückversicherung den rechten Kick vermissen läßt, sollte Grohl am besten wissen. Holger in–t Veld Do, 19. 10., Große Freiheit, 21 Uhr