piwik no script img

Risiken und Nebenwirkungen

Wie sich die neue Richtlinie der BAGS auswirkt, hat der Hamburger Arbeitskreis Wohnraumversorgung (AKWo) recherchiert. Die taz hamburg dokumentiert sechs beispielhafte Fälle:

Beispiel 1: Eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern muß aus ihrem Untermietverhältnis ausziehen. Sie findet eine Wohnung bei der Saga, die rund 1100 Mark einschließlich der Nebenkosten aber ohne Heizung kostet. Das Sozialamt lehnt die Übernahme der Miete ab, weil die neue Obergrenze bei 999 Mark liegt. Die Richtlinie läßt es aber ausdrücklich zu, die Grenze um bis zu zehn Prozent zu überschreiten.

Beispiel 2: Eine schwerbehinderte Frau lebt mit ihrem frühverrenteten Mann in einer Drei-Zimmer-Wohnung, aus der inzwischen die Kinder ausgezogen sind. Wegen ihrer Beschwerden haben beide ein eigenes Schlafzimmer. Das Sozialamt verlangt, sie sollten einen Untermieter aufnehmen, andernfalls würden die etwa 200 Mark ergänzender Sozialhilfe für das Paar gestrichen.

Beispiel 3: Eine Endvierzigerin soll mit ihrer behinderten Tochter umziehen, weil ihre Miete oberhalb des Limits liegt. Wegen der örtlichen Kontakte wollen sie nicht in einen anderen Stadtteil ziehen, in der Umgebung fanden sie aber keine billigere Wohnung.

Beispiel 4: Ein junger Mann, dem erst im Herbst vergangenen Jahres vom Sozialamt eine Wohnung nach der damals geltenden Richtlinie vermittelt wurde, soll sich eine günstigere Wohnung suchen. Nach Ablauf von drei Monaten würde die Miete sonst nur noch gemäß der neuen Obergrenze übernommen.

Beispiel 5: Eine 53jährige Frau, die seit 23 Jahren in einer 60-Quadratmeter-Wohnung für 786 Mark kalt wohnt, soll innerhalb von drei Monaten umziehen; andernfalls würde ihr die Miete nicht mehr bezahlt. Die Frau hat eine Kündigungsfrist von einem Jahr, so lange müßte das Sozialamt im schlechtesten Fall die Miete für die alte Wohnung weiter bezahlen.

Beispiel 6: Bei einer alleinerziehenden Mutter lehnt das Sozialamt dagegen eine mögliche doppelte Mietzahlung für 3 Monate ab. Die Frau hatte sich ohne Aufforderung durch das Sozialamt eine günstigere Wohnung gesucht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen