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Weg zur Fachkraft beginnt im Chaos

■ Die Ausbildung für Altenpfleger hängt in der Luft: Trotz hoher Nachfrage nach Fachkräften und vielen Bewerbern ist die Finanzierung nicht gesichert / Fachschulen oder duale Ausbildung?

Sie tupfen wundgelegene Rücken, setzen Spritzen und sind obendrein wichtige Kontaktpersonen für ihre Schützlinge: AltenpflegerInnen müssen vielseitig qualifiziert sein. Aber wie diese gesuchten Fachkräfte auszubilden sind, darüber zanken Politiker und Lobbyisten seit vielen Jahren. In Bremen ist derzeit völlig offen, wie im kommenden Jahr ein neuer Ausbildungsjahrgang finanziert werden soll.

„Für 1999 habe ich überhaupt keine Vorstellung, wie es weitergeht“, sagt Elin Guski, Leiterin der größten Bremer Fachschule für Altenpflege bei der Bremer Heimstiftung. Wenn nichts geschieht, könnte Bremen ein Pflegenotstand drohen. Schon im laufenden Jahr werden die Kapazitäten an den fünf Bremer Fachschulen nicht ausgeschöpft. Nur „an den Kopf fassen“ kann sich angesichts dieser Situation Alexander Künzel, Vorstand der Bremer Heimstiftung.

Hinter dem Konflikt steckt ein Glaubenskrieg: Sollen AltenpflegerInnen weiterhin an eigenen Fachschulen ausgebildet werden? Oder soll – wie in Hamburg – das duale System mit Praxis im Betrieb und Berufsschultagen auch für die Altenpflege eingeführt werden?

In Bremen führte der Weg in die Altenpflege für Fachkräfte bis vor kurzem nur über eine vom Arbeitsamt bezahlte Umschulung. Nachdem 1996 noch 107 und 1997 sogar 120 Menschen den Beruf auf diese Weise erlernten, waren es 1998 laut Arbeitsamt nurmehr 98.

Weil das Arbeitsamt nicht alleine die Ausbildung zu diesem Beruf finanzieren wollte, wurde 1997 in Bremen eine Erstausbildung für fünfzig SchulabgängerInnen eingeführt. Die Kosten für die Ausbildungsvergütung und die Fachschule – pro SchülerIn rund 720 Mark monatlich – wurden per Umlage von allen Pflegediensten und Altenheimen eingetrieben. Gegen diese Konstruktion haben in Nordrhein-Westfalen Pflegedienste erfolgreich geklagt. Die Kosten für das Schulgeld dürfen seither nicht mehr mit den Pflegesätzen hereingeholt werden. Damit war das Bremer Modell gescheitert. Die Grünen werfen nun SPD und CDU vor, „die Altenpflegeausbildung gegen die Wand“ gefahren zu haben.

Mit Feuerwehraktionen wurde noch das Schlimmste verhindert. Damit die 50 jungen Leute, die 1997 begonnen haben, ihre Ausbildung nicht abbrechen müssen, übernimmt der Arbeitssenator das Schulgeld bis zum Jahresende. Für die Restlaufzeit der dreijährigen Ausbildung will die SPD-Sozialpolitikerin Elke Steinhöfel 560.000 Mark aus dem Etat der Gesundheitssenatorin locker machen. Und hätte nicht der Arbeitssenator kurzfristig 600.000 Mark aus dem Europäischen Sozialfonds aufgetrieben, könnten 21 junge Leute im Herbst nicht in die Ausbildung einsteigen. Sonst wäre es 1998 bei elf neuen Azubis geblieben.

Wie die Ausbildung aber langfristig finanziert werden soll, darüber streiten die Ressorts weiterhin. Die SchülerInnen zur Kasse zu bitten, ist laut Gesetz nicht zulässig. Die Grünen fordern ebenso wie Teile der CDU sofort eine duale Berufsausbildung. Die Experten der Gesundheitsbehörde und der Pflege-Fachschulen verweisen auf fachliche Probleme: In kleinen Pflegediensten sei eine umfassendeAusbildung schwierig. Außerdem seien UmschülerInnen ohnehin weiter auf Fachschulen angewiesen. Kritiker hingegen wittern Filz: Die sozialdemokratisch durchwirkte Sozialbürokratie scheue sich, ihrer Klientel Einschnitte abzuverlangen.

Joachim Fahrun

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